DVD-Tipp: Zweimal Sam Peckinpah

»Die glorreichen Reiter« (1965). © Koch Media

»Die glorreichen Reiter« (1965). © Koch Media

Wie General Custer

Es hätte sein Aufstieg in die A-Liga Hollywoods werden können: Nach Lehrjahren bei TV-Serien und zwei kleinen Western vertraute Columbia Sam Peckinpah einen epischen Western an, ebenso episch wie etwa »Die Brücke am Kwai«, »Die Kanonen von Navarone« und »Lawrence von Arabien«, die dem Studio gutes Geld und mehrere »Oscars« eingebracht hatten.

Dass das Drehbuch nicht komplett war, als die Dreharbeiten begannen, war das erste von zahlreichen Problemen, dass die von Peckinpah in Mexiko ausgewählten Drehorte weit auseinanderlagen, das zweite. Schließlich waren Budget und Drehzeit überschritten, das Studio bereit, den Regisseur zu feuern. Davor rettete ihn nur die Unterstützung seines Stars Charlton Heston, der sich bereit erklärte, auf seine Gage zu verzichten, wenn Peckinpah den Film nach seinen Vorstellungen zu Ende drehen dürfte. Allerdings konnte auch er nicht verhindern, dass Peckinpah aus dem Schneideraum ausgeschlossen wurde und Produzent Jerry Bresler in aller Eile eine Fassung nach seinen Vorstellungen schuf, bei der die vielen Löcher in der Erzählung von der Kritik zumeist dem Regisseur angelastet wurden. Einen neuen Blick auf den Film konnte man erst 2005 gewinnen, als Columbia/Sony auf die ursprüngliche Roadshow-Fassung stieß, die in Europa in einigen Ländern herausgekommen war, während in den USA eine neue Studioleitung beschlossen hatte, dass diese Variante (mit Pause vorgeführt) nicht mehr wirtschaftlich sei. Die Vorführung auf Festivals und die anschließende DVD-Veröffentlichung ließen dank einiger zusätzlicher Szenen neue Qualitäten erkennen, dennoch blieb der Film eine Ruine. Was aus ihm hätte werden können, kann man allerdings jetzt erfahren, dank eines Audiokommentars des Kritikers Glenn Erickson, der exklusiv für diese Ausgabe produziert (und auch untertitelt) wurde. Erickson setzt den Film in Beziehung zum Drehbuch, verweist auf nicht gedrehte beziehungsweise nicht mehr erhaltene Szenen. Dadurch wird auch die Titelfigur erheblich zwiespältiger, als es auf den ersten Blick scheint. Dundee weist eine gewisse Verwandtschaft mit General Custer auf, wenn er die brandschatzenden Apachen über die mexikanische Grenze verfolgt und dort noch einen Privatkrieg mit den französischen Besatzern anfängt.

Die Parallele zu Custer (der sein Regiment gegen die Sioux in die Schlacht am Little Big Horn führte und in seinem blinden Ehrgeiz für dessen Auslöschung verantwortlich war) ist noch deutlicher in dem Film »Die glorreichen Reiter«, der fast zur selben Zeit gedreht wurde und dessen Drehbuch Peckinpah in den fünfziger Jahren geschrieben hatte – interessanterweise sind drei der Darsteller in beiden Filmen dabei – Slim Pickens, Michael Anderson Jr. und Senta Berger, wiederum als love interest zwischen zwei Männern, dem aufrecht-hölzernen Tom Tryon als Offizier und dem anarchischen Harve Presnell als Scout, Letzterer am ehesten eine Peckinpah-Figur. Seinen besten Moment hat der Film gleich zu Beginn, wenn die Kamera sich von einem schreienden Rekruten fortbewegt, danach verwässern komische Einlagen und die Dreiecksgeschichte das Drama um die Auseinandersetzung mit dem ruhmsüchtig-verbohrten General, auch Fritz Göttler gelingt in seinem Booklet-Text keine Ehrenrettung.

Beide Veröffentlichungen sind gut ausgestattet, »Die glorreichen Reiter« hat einen Audiokommentar von Mike Sigel, der auch ein längeres Interview mit Senta Berger führte; zu »Major Dundee« hat er eine 76-minütige Doku beigesteuert und darf in einem Gespräch 37 Minuten lang über seine Peckinpah-Leidenschaft Auskunft geben. Die Blu-ray bietet auf einer zweiten Disc auch die Kinofassung des Films von 1965 an und enthält als Übernahmen der DVD einen zweiten Audiokommentar von vier Peckinpah-Experten sowie Glenn Ericksons Essay (diesmal in einem reich bebilderten Booklet). Eine mustergültige Veröffentlichung.

 

Major Dundee, USA 1965 R: Sam Peckinpah. Anbieter: Koch Media (Mediabook mit 2 Blu-ray)

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The Glory Guys, USA 1965 R: Arnold Laven. Anbieter: Koch Media (Blu-ray)

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