DVD-Tipp: »Das Lied der Ströme«

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1954
Original-Titel: 
Das Lied der Ströme
Filmstart in Deutschland: 
17.09.1954
L: 
100 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Der großangelegte DEFA-Dokumentarfilm »Lied der Ströme« (1954) von Joris Ivens, an dem viele Prominente beteiligt waren, ist ein hervorragendes Studienobjekt für Filmhistoriker, Medien- und Politikwissenschaftler. Er zeigt das meist mühsame arme Leben der Bauern und Arbeiter an den größten Flüssen der Welt, Mississippi, Nil, Ganges, Amazonas, Wolga und Jangtse. Im Mittelpunkt aber steht der Dritte Kongress des Weltgewerkschaftsbundes 1953 in Wien: die Vorbereitung des Kongresses, die Auswahl der Delegierten, fast nur Männer, die Diskussionen in Wien, kleine Redeausschnitte meist prominenter Delegierter und die Auswertung. Ziel war »die unzerstörbare Einheit der Arbeiter der ganzen Welt«. Dann würde die Herrschaft der Banken und Kapitalisten gebrochen, Hunger und Armut würden überwunden, und es gäbe endlich Frieden. 

Diese humanen Forderungen werden in Bild und Kommentar leidenschaftlich-pathetisch im Zeitstil der fünfziger Jahre vorgetragen. Was die Wirkung des Films beeinträchtigt, ist die Einseitigkeit der politischen Stellungnahme, die Sicht der sozialistischen Länder, denn nur sie und Gewerkschaften, die den kommunistischen Parteien nahestanden, waren im Weltgewerkschaftsbund vertreten. »Lied der Ströme« ist ein Dokument des Kalten Krieges. Die »amerikanische Demokratie« wird vor allem durch Besitz und Gebrauch der Atombombe definiert, dabei gab es längst das atomare Wettrüsten zwischen West und Ost. Westdeutschland wird mit dem Satz bedacht: »Hier ist der Frieden Hochverrat.« Dagegen gebe es »zwischen Elbe und Stillem Ozean keine Kolonialherren mehr«, also im sozialistischen Osteuropa und in China.

Interessant, wie so ganz nebenbei das Verhältnis Natur/Technik dargestellt ist. Die Natur wird nicht geschützt, sondern industriell ausgebeutet. Es ging darum, den Hunger der Welt zu bekämpfen. Typisch ein Kommentarsatz über Arbeiter im Amazonas-Gebiet: »Sie roden das Land, das ihnen gehören wird.« Vor 60 Jahren war, unabhängig von jeder Ideologie, der Erhalt der Natur noch kein Thema.

 

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