Film des Monats Dezember »Dämonen und Wunder – Dheepan«
Dheepan hat in Sri Lanka für die Tamil Tigers gekämpft, aber das ist vorbei. Er will dem Bürgerkrieg entfliehen, nach Frankreich. Zusammen mit einer fremden Frau, Yalini, und einem verwaisten Mädchen erschleicht er die Pässe einer toten Familie. Die falschen Papiere zwingen die drei in eine Schicksalsgemeinschaft – als Familie kommen sie in den Pariser Banlieues an. Man weist ihnen eine heruntergekommene Wohnung zu. Dheepan wird Hausmeister in seinem Block, Yalini kann als Haushaltshilfe dazuverdienen, und die junge Illayaal kommt in eine Integrationsklasse. Eine Weile sieht es so aus, als könnten die Flüchtlinge trotz bedrückender Umstände Fuß fassen. Aber auch hier, am Rand der europäischen Metropole, herrscht die Gewalt. Dheepan und Yalini werden in die Verteilungskämpfe konkurrierender Drogenbanden verstrickt.
Der französische Regisseur Jacques Audiard hat für seinen in Cannes ausgezeichneten Film eine überraschende Form gewählt. Über weite Strecken schildert »Dheepan« sehr empathisch und genau den Flüchtlingsalltag: die Tristesse des Wohnblocks, das Labyrinth der Sprachen und kulturellen Prägungen, den Stress, die Verunsicherung, die Angst. Von Anfang an aber mischen sich Bilder in die Inszenierung, die Dheepans Geschichte poetisch überhöhen. In einer schockierenden Schlusswendung bricht der Film dann vollends mit dem Genre Sozialdrama und zeigt seinen geduldigen Helden in einem neuen Licht; seine soldatische Konditionierung bricht sich Bahn, und für den Zuschauer wird es schwerer, ihm zu folgen. »Dheepan« führt so von der Einfühlung zur Reflexion – über die unkalkulierbaren Bedingungen, mit denen Migranten konfrontiert sind, über die extremen Anpassungsleistungen, die ihnen abverlangt werden. Am Ende zeigt der Film, dass Dheepan noch ein ganz anderer sein könnte – wenn er nicht beständig ums Überleben kämpfen müsste.
Start am 10.12.
... Kritik zu »Dheepan«
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