Joker bestätigt den Rechtsextremismus
»Joker« (2019) © Warner Bros. Pictures
Unsere "steile These" des Monats Dezember
Der Hype um den erfolgreichen »Joker«, der stellvertretend für alle Superhelden das Arthouse-Abitur abgelegt hat, verdankt sich auch einer Kontroverse. Aber mal angenommen, der Film wäre weder die prima gesellschaftskritische Analyse der USA unter Trump noch eine gefährliche Verständnisvorlage für Amokläufer mit unguter Kindheit und Incel-Status. Dieser Konflikt zielte dann am Problem des Films vorbei. Und könnte es dennoch vertiefen, indem dabei eine Grundeinstellung unangetastet bliebe.
Ungefähr so: Es kommt beim »Joker« vor allem darauf an, dass nichts mehr stimmen soll. Die Welt ist verloren. Mama war doch mies, Papa gibt's vielleicht gar nicht, im Job läuft es nicht, Frauen sind (was sonst?) höchstens im Traum verfügbar – und was daran noch privat sein mag (ist aber ja eh politisch), wird endgültig gesellschaftsrelevant, weil alles um den Mann herum nicht besser steht. Vom Müllüberschuss bis zur untätigen und für die Übernahme durch reiche Leute (aha!) bereiten Politik stinkt alles zum Himmel. Keine Hoffnung nirgends, alles total im Eimer, weshalb die x-te Version der Vom-Tellerwäscher-zum-Massenmörder-Geschichte jetzt auch gar kein Entschuldigungspsychogramm ist, sondern Sozialkritik.
Genau das aber, das Sich-einigen auf den maximalen Ausnahmezustand als Gesellschaftsbild, ist das Fundament des Rechtsextremismus. Der Untergang, der wahlweise das Abendland oder eben irgendeine Nation bedroht und sich aktuell in der alternativdeutschen Paranoia namens »Umvolkung« artikuliert, ist der ewige Bestseller im Propaganda-Sortiment rechtsextremer und faschistischer Ideologie. Dass er derzeit – weltweit und auch in Deutschland – eine so hohe Konjunktur hat, macht die Lage so prekär, mag auch zu antifaschistischen Katastrophenszenarien verleiten und ist insgesamt ein Eins-a-Nährboden für den Bombenerfolg eines Films, der genau das bestätigt. Ist vielleicht ein bisschen viel, von einem Superschurkenfilm eine selbst-bewusst kritische Distanz gegenüber der aktuellen Hochphase des Rechtsextremismus zu erwarten. Aber schön wär's schon.
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