Kritik zu Ich habe sie geliebt

© Concorde Filmverleih

Die zweite Verfilmung der Bestsellerautorin Anna Gavalda nach ihrem Megaerfolg »Zusammen ist man weniger allein« zeigt, dass es doch gar nicht so leicht ist, deren dialogreiche, »natürlich« anmutende Romane in einen Film zu verwandeln

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Ein verheultes Gesicht im Vordergrund, Kindergequengel im Hintergrund. Viel mehr kriegen wir von Chloé (Florence Loiret Caille), der von ihrem Ehemann sitzengelassenen Frau und Mutter zweier Kinder, nicht zu sehen. Im Nu hat ihr Schwiegervater Pierre (Daniel Auteuil) sie ins Auto geladen und in die Berge verbracht, um sie fern vom Schauplatz des Familiendramas auf andere Gedanken zu bringen. Pierre greift einer Verzweifelten unter die Arme – anders lässt sich die geradezu aufdringliche Fürsorge des bisher distanzierten, als herzlos geltenden Familienoberhaupts kaum deuten. Aber bald ist zu erfahren, dass er in Wirklichkeit nicht Partei für seine Schwiegertochter, sondern für seinen Sohn ergreift, weil dieser, anders als er selbst vor vielen Jahren, rechtzeitig einen Strich unter eine erloschene Beziehung gezogen und sich für eine neue Liebe entschieden hat. Die Überraschung des Films besteht also darin, dass er seine vermeintliche Hauptfigur »entlässt« und dass nicht für die verzweifelte Chloé, sondern für den geständigen Pierre die Stunde der Wahrheit schlägt.

So fängt am späteren Abend – bei einem Glas Whisky und vor prasselndem Kaminfeuer – eine längst vergangene Liebesgeschichte an. Ein plötzlich gesprächiger Pierre hebt an, seine Geschichte, die von Pierre und von Mathilde (Marie-Josée Croze) zu erzählen, die sich zufällig am runden Tisch eines großen Unternehmens in Hongkong kennenlernten. Mathilde war als Dolmetscherin zugegen, Pierre als Unterhändler seiner Firma, aber er war so fasziniert von der aparten Blondine mit dem strengen Knoten, dass die Chinesen die Verhandlung vertagten, weil ihnen ein »verliebter Franzose« zu gefährlich war. Von da an werden die beiden für viele Jahre ein Paar, treffen sich in der ganzen Welt, bis Pierres Frau Alarm schlägt. Und da entscheidet er sich für den sicheren Weg und wird zu einem Mann, der sich nicht traute, der sich sein eigenes Grab schaufelte.

Es war zu erwarten, dass die Erfolgsromane von Anna Gavalda schnurstracks ihren Weg auf die Leinwand finden würden. »Ich habe sie geliebt« (2003) war ihr zweites, autobiografisch gefärbtes, weniger erfolgreiches Buch, das aus diesem Grund wohl erst nach dem dritten Gavalda-Hit »Zusammen ist man weniger allein« fürs Kino bearbeitet wurde. Regisseurin Zabou Breitman hat sich – mit starrem Blick auf den garantierten Erfolg – jedenfalls nicht allzu viel Mühe mit dem Drehbuch gemacht und den verschachtelten Romanaufbau fast eins zu eins auf die Leinwand übertragen. Zu bewundern sind nur die Darsteller, voran Daniel Auteuil und Marie-Josée Croze, die, wie es heute fast gang und gäbe ist, eine bild- und handlungsarme Geschichte erst zum Leben erwecken. Dafür hat Frankreich seine hochkarätigen Stars, die zuletzt wie missbrauchte Glieder in einer eng gestrickten Vermarktungskette dastehen. Leider gilt für den Film das Gleiche wie für Gavaldas Erfolgsromane: ein Leichtgewicht, das man nicht schwerer machen soll, als es in Wirklichkeit ist.

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