Kritik zu Der Auftragslover
In der französischen Gauner- und Liebeskomödie treffen sich die Stars Vanessa Paradis und Romain Duris
Der deutsche Titel trifft den Sachverhalt dieser französischen Komödie gerade nicht. Sex ist tabu in Alex' Beruf, bei dem er im Auftrag von fürsorglichen Verwandten frustrierte Frauen gerade so weit einwickelt, dass sie den Schwung finden, ihren luschigen Partnern den Laufpass zu geben. Dazu inszenieren Alex und seine Kompagnons Mélanie und Marc mit ausgetüftelten Überwachungs- und Verkleidungstricks weit gespannte Täuschungsmanöver, die Frauen dazu verleiten, aus den falschen Gründen das Richtige zu tun. Doch als der Schwindler im Auftrag eines schwerreichen Vaters und unter dem Druck eines Geldeintreibers ein Paar, das sich offensichtlich sehr liebt, entzweien soll, quält ihn sein Gewissen. In zehn Tagen muss er die reiche Juliette, die in Monaco die Hochzeit mit ihrem perfekten britischen Verlobten vorbereitet, umstimmen.
Romain Duris, seit »Der wilde Schlag meines Herzens« ein französischer Star, spielt mit etwas angestrengter Quirligkeit und viel Slapstick den chamäleonhaften Schönschwätzer. Natürlich verliebt sich Alex in sein Zielobjekt – Sängerin Vanessa Paradis –, der er als vermeintlicher Leibwächter auf die Pelle rückt. Die Prämisse dieser französischen Erfolgskomödie klingt vielsprechend, doch die Umsetzung ist, abgesehen von der rasanten Ouvertüre, in der Alex' variable Verführungskünste vorgestellt werden, durchwachsen. TV-Regisseur Pascal Chaumeil orientiert sich in seinem Kinodebüt an US-Komödienklassikern wie »Ein Pyjama für zwei« und »Die Nacht vor der Hochzeit«. Eine wichtige Rolle in dieser lockerleicht sein wollenden Tändelei spielt Juliettes Lieblingsfilm »Dirty Dancing«. Daneben präsentiert Luc Bessons Kameramann Thierry Arbogast mit unaufdringlicher Eleganz den mondänen Luxus der »Côte«. Allerdings lässt das Drehbuch den Zuschauer leider im Unklaren, was genau Juliettes Vater, dessen mafiöse Kontakte übrigens auch nicht erhellt werden, gegen ihre Hochzeit hat. Und wahrscheinlich zünden die Auftritte von Alex' Team, den Komikern Julie Ferrier und François Damien – der sich u.a. als polnischer Klempner und italienischer Radfahrer austobt –, im Original besser als in der synchronisierten Version.
Die Komödie liefert also gute Voraussetzungen für das bereits in Planung befindliche US-Remake. Zumal amerikanische Kritiker das Spiel von Vanessa Paradis »katatonisch« nannten. Damit kann nur gemeint sein, dass sich die Sängerin und Schauspielerin nie grimassierend zum Affen machen lässt. Tatsächlich ist die hochnäsige, knochige Kindfrau mit ihrer ikonischen Zahnlücke, eingehüllt in seidige Designerroben, ein raumfüllend apartes Wesen, wie es nur in Frankreich als Sexsymbol verehrt werden kann. Warum sich die kleine Diva am Ende für den spillerigen Zausel Alex erwärmt, bleibt deshalb noch rätselhafter als jene Geschmacksverirrungen der Heldinnen amerikanischer Komödien, die als Happy End ausgegeben werden. Auftragslover dringend gesucht!
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