Kritik zu Johnny English – Jetzt erst recht
Kann Rowan Atkinson die Lücke ausfüllen, die die Bond-Pause – 23 kommt erst im nächsten Herbst – gerissen hat? Als Johnny English mischt der britische Komödiant jetzt, nach acht Jahren, wieder den internationalen Geheimdienst auf
In schwarzem Anzug und weißem Hemd, mit kurzem Haar und stoischer Miene könnte man Rowan Atkinson auf den ersten Blick tatsächlich für einen Agenten im Auftrag des britischen Geheimdienstes halten, jedenfalls solange er nicht seine gummiartig elastischen Brauen, Augen und Lippen zum Einsatz bringt. Natürlich dauert es nicht lange, bis sich der Agententhriller als Persiflage erweist und der Agent als Tollpatsch, der nach dem Prinzip des blinden Huhns auch mal ein Korn findet. So wie im ersten Abenteuer von Johnny English wendet Rowan Atkinson auch jetzt im Wesentlichen die Mr. Bean-Eigenschaften auf den Alltag eines Geheimagenten an, was eine hübsche Idee ist, aber keinen wirklich aufregenden Film ergibt, sondern doch eher eine lose verbundene Folge kleiner Sketche.
In den acht Jahren, die seit seinem ersten Auftritt als britischer Geheimagent vergangen sind, hat Johnny English sein Seelenheil in den Bergen des Himalaya gesucht und unter der Anleitung buddhistischer Mönche ein intensives Kampfkunsttraining absolviert. Wäre er dabei allerdings zur perfekten Einheit von Körper und Geist gelangt, wäre er nicht mehr Rowan Atkinson. Während im ersten Abenteuer noch alle anderen britischen Agenten einem Bombenattentat zum Opfer fallen mussten, um das schwarze Schaf der Einheit zum Zuge kommen zu lassen, erfolgt sein Einsatz jetzt vergleichsweise reibungslos. Einem Gerücht zufolge ist beim britischen Staatsbesuch ein Attentat auf das chinesische Staatsoberhaupt geplant, der Informant, der Näheres weiß, fordert Johnny English als Kontakt, segnet dann allerdings alsbald das Zeitliche. Fortan ist Johnny weitgehend auf sich gestellt, unterstützt nur von einem sehr jungen, eifrigen Nachwuchsagenten und einer sehr schönen Psychologin, gespielt von Rosamund Pike, die in Stirb an einem anderen Tag echte James-Bond-Erfahrungen gesammelt hat.
Im weiteren Verlauf weltumspannender Verwicklungen kommt eine ganze Reihe formelhafter Erzählmuster aus dem Repertoire des Agententhrillers zum Einsatz, die natürlich ohnehin nur als Gerüst dienen, auf dem Atkinson im Wechsel von übereifrigem Vorpreschen und stoischem Aussitzen seine bewährten Kunststückchen zeigt. Ausgiebig wird dabei die Tücke der Objekte in Szene gesetzt, wobei sich ein simpler Stuhl als erheblich lustigeres Spielmaterial erweist als die komplizierten Waffen aus der Agentenwerkstatt. So ist Atkinson auch mit silbergrauen Schläfen noch immer der kleine Junge, der beim wichtigen Meeting im Konferenzraum mit dem Mechanismus des Drehstuhls spielt und dann in absurd tiefer Sitzposition so tut, als wäre alles in schönster Ordnung. Während solche Momente auf schönem Understatement basieren, werden andere Situationen gnadenlos zu Tode geritten, wenn etwa eine als Putzfrau getarnte Auftragskillerin als Vorlage für wiederholte Verwechslungen herhalten muss. Nach dem klassisch distinguierten Wortwitz eines Oscar Wilde in Filmen wie Ernst sein ist alles, Ein perfekter Ehemann und Das Bildnis des Dorian Gray liegt Oliver Parker mit seiner Version von Johnny English näher an den schrillen Internatsalbereien der Girls von St. Trinian.
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