Kritik zu Arthur Weihnachtsmann
Was ein rechter Weihnachtsfilm sein will, übt Konsumkritik und rettet den »wahren« Geist des Festes. So auch das neueste Werk aus dem Hause Aardman (Wallace & Gromit, Shaun, das Schaf )
Wenn bereits ab Oktober Weihnachtsdekorationen das Bild beherrschen, wird es auch dem Letzten klar: Weihnachten ist mittlerweile ein Geschäft – eines, das auf Seiten des Weihnachtsmannes mittels einer militärisch präzisen Hightech-Operation erledigt werden muss, schließlich sollen alle Kinder dieser Erde in derselben Nacht mit Geschenken beliefert werden. Das zumindest ist die Ausgangssituation dieses Animationsfilms.
Als durch eine Panne die Auslieferung eines Geschenks vergessen wird, verweist Steve, der als Sohn des amtierenden Weihnachtsmannes für die Durchführung der »Operation Weihnachten« Verantwortliche, auf die minimale Fehlerquote und betont: »Weihnachten ist keine Zeit für Gefühle.« Für Steves jüngeren Bruder Arthur dagegen ist das eine Katastrophe, denn er glaubt an den klassischen Geist der Weihnachtszeit. Gemeinsam mit seinem 136-jährigen Großvater und Briony, einer »Verpackungselfe dritten Grades«, macht er sich auf, Weihnachten zu retten.
Regie geführt hat eine Frau, Sarah Smith. So findet hier der Verdienst der Frauen eine späte Würdigung: in Gestalt der einfallsreichen Elfe Briony ebenso wie in der von Frau Weihnachtsmann, die neben der Erledigung ihrer traditionellen Haushaltspflichten auch noch Zeit findet, in einem Fernkurs ein Raumschiff starten zu lernen. Das lässt auch die Macken der Männer in dieser Familie klarer hervortreten: Steve (dessen Kinnbart die Form eines Weihnachtsbaumes hat) ist der Technokrat, begierig, seinen Vater endlich zu beerben. Dieser ist nur noch eine Galionsfigur, kann gleichwohl davon nicht lassen, weil er sich fürchtet, nach seiner Pensionierung ein Griesgram zu werden wie sein Vater. Der wiederum hat einen ganz eigennützigen Grund, Arthur auf seiner Mission zu unterstützen. Und Arthur selber ist ein ausgesprochen schlichtes Gemüt, Tollpatsch und Hysteriker.
Bei aller Kritik an dem Effizienzdenken eines Steve kann der Film dabei eine gewisse Bewunderung nicht verhehlen, in der Darstellung zu Beginn ebenso wie in der dem Nachspann unterlegten Musik. Gleichzeitig allerdings zieht sich ein selbstreflexives Moment durch: So etwa kommen Arthurs geliebte Hausschuhe, in Form von pelzigen Tierköpfen mit rollenden Augen, aus China. Will man nicht so werden wie der Großvater, der hemmungslos der alten Zeit nachtrauert (und einmal auch von seinen Kriegserlebnissen anno 1941 erzählt), dann sind gewisse Anpassungsprozesse notwendig. Das dürfte auch für Aardman gelten, die im britischen Bristol beheimatete Animationsfilmmanufaktur. Bereits ihr vorangegangener Langfilm Flutsch und weg (2006) entstand als Computeranimation. Aardman-Mitbegründer David Sproxton hat darauf hingewiesen, dass es unmöglich gewesen wäre, Tausende von Elfen in Stop-Motion- Technik zu animieren. Beides wird künftig bei Aardman also wohl nebeneinander existieren, das Handgemachte (wie es am besten in den Wallace & Gromit-Filmen von Nick Park zum Ausdruck kommt) und die Computeranimation. Immerhin, Pirates, der nächste abendfüllende Film von Aardman, arbeitet wieder mit der Stop-Motion-Technik.
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