Kritik zu Amador und Marcelas Rosen

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Die Rosenverkäuferin Marcela übernimmt die Pflege eines todkranken älteren Mannes. Der Spanier Fernando Léon de Aranoa hat einen leichten und anrührenden Film über die Dinge des Lebens gedreht

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Der tote Mann hält ein Puzzleteil in der Hand. Es ist eine letzte Geste an seine Pflegerin Marcela. Puzzeln war eine große Leidenschaft des todkranken Amador, und Marcela hat nie verstehen können, dass man ein Bild zerschneiden muss, um es dann wieder zusammenzusetzen. Aber das Leben sei wie ein Puzzle, man habe alle Teile und müsse sie nur richtig kombinieren, beharrt der bettlägerige alte Mann.

Und das ist auch die Botschaft des Puzzleteilchens für Marcela: Setze dein Leben richtig zusammen. Marcela kommt aus Bolivien; sie gehört zur Reservearmee der schlecht Verdienenden an der Peripherie der großen Stadt Madrid. Sie wohnt in einem kleinen Apartment mit ihrem Freund Nelson. Der lebt vom Handel mit aus dem Abfall eines Großzüchters geklauten Rosen, die er im Kühlschrank lagert und mit Duftspray besprüht, damit siewieder nach Rosen duften, bevor er sie weiterverkauft. Aber als der Kühlschrank kaputtgeht, steht auch die Existenzgrundlage der beiden auf dem Spiel. Marcela nimmt die Stelle bei Amador an.

Zuerst ignoriert Amador die junge Frau aus Lateinamerika, doch dann öffnet er sich ihr. Aber der spanische Regisseur Fernando Léon de Aranoa (Princesas) hat mit Amador und Marcelas Rosen keinen Film über die Annäherung zwischen einem alten Mannund einer jungen Frau gedreht – dazu ist diese Episode schon von ihrer Dauer her zu kurz. Es ist eher ein Film über Selbstbehauptung und Selbstfindung und wie sich das Puzzle des Lebens fügt – wenn dieser stille und berührende Film überhaupt so etwas wie ein Thema hat.

Marcela ist schwanger. Eigentlich wollte sie ihren Freund verlassen, doch ihre Schwangerschaft hat sie wieder zu ihm zurückgebracht. Einmal legt Amador seine Hand auf ihren Bauch und sagt, dass die Welt eigentlich schon viel zu voll sei und es keinen Platz mehr gäbe. Aber er werde seinen Platz dem Kind überlassen. Und als Amador stirbt, lässt sie ihm auch seinen Platz im Bett, macht weiter, als ob nichts geschehen sei. Das ist natürlich dem Umstand geschuldet, dass sie die versprochenen 500 Euro pro Monat braucht, aber es hat auch etwas von einer zärtlichen Geste. Und als die Leiche zu riechen beginnt, stellt sie die Rosen in sein Zimmer und sprüht den Raum mit Duftspray aus. Und auch die in die Jahre gekommene Prostituierte, die einmal pro Woche Amador besucht hat, macht bei dem Spiel mit.

Und so ist Amador durchaus noch präsent,  obwohl er schon lange tot ist. Amador und Macelas Rosen hat eine absurde Komik, aber sie kommt so leise daher, wie das Drama des Lebens von Marcela immer unaufgeregt erzählt wird. Magaly Solier spielt das Mädchen aus Bolivien, nicht ganz so in sich gekehrt wie in ihrer bei der Berlinale 2009 preisgekrönten Rolle in Eine Perle Ewigkeit. Aber ihr Leiden wie auch ihr Wille spiegeln sich in ihrem Gesicht, das die Scope-Kamera immer wieder ins Zentrum rückt.

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