Kritik zu Der Lorax
Ein ökologisches Gruselmärchen zur Erbauung der ganzen Familie – mit der Originalstimme eines deutsch sprechenden Danny DeVito
In den USA ist der Name des Kinderbuchautors Theodor Geisel alias Dr. Seuss sehr viel gängiger als hierzulande. Nach zwei eher schwerfälligen Realfilmen, in denen Jim Carrey (The Grinch) bzw. Mike Meyers (The Cat in the Hat) in die Rolle der Seuss’schen Hauptfiguren schlüpften, gelang 2008 mit dem Animationsfilm Horton hört ein Hu! eine ansprechende Adaption, die den fragilen Charme der Vorlage bewahrte. Dr. Seuss’ »Der Lorax« ist ein schmaler Band von 60 Seiten, auf denen der gereimte Text weniger Raum einnimmt als die farbigen Illustrationen. Es ist die Geschichte des »Einstlers«, der sich in einem Haus im Ödland versteckt hält und erzählt, wie aus ihm dieser Einsiedler wurde und was das mit der abgestorbenen Landschaft zu tun hat. Als junger Mann wurde er angezogen von den Trüffelbäumen, an deren Spitze sich ein weiches Büschel befand. Daraus strickte er ein Schnied – das sich bald als Verkaufsschlager unter Menschen erweisen sollte. Das Geschäft blühte, auch wenn er dafür Baum um Baum fällte. Das blieb nicht ohne Konsequenzen, die Tiere mussten fortziehen, weil sie keine Nahrung mehr fanden oder vom Lärm und Schmutz der Fabrik krank wurden. Die Landschaft starb und mit dem letzten Baum kam auch die Produktion zum Erliegen. Im Film bildet die Geschichte des Einstlers lediglich eine Rückblende, eingerahmt von einer Gegenwartshandlung, in der der 12-jährige Ted, der einem Mädchen namens Audrey imponieren will, aus der Stadt aufbricht, um den von ihr geliebten Trüffelbaum zu finden. In Schniedville selber gibt es gar keine Natur mehr, alle Pflanzen sind aus Plastik.
Mit seiner ökologischen Botschaft war Seuss’ Buch 1971 seiner Zeit voraus, heute erscheint sie, gerade nach den Ambivalenzen von Horton hört ein Hu!, im Film eher ein wenig platt vermittelt: Wenn allerdings der kapitalistische Lauf der Dinge gezeigt wird, der industriell betriebene Raubbau an der Natur, initiiert und ausgeführt von einem jungen Mann, der sich selber als Verkörperung des Fortschritts und Pioniergeistes sieht, dann ist das schon recht einprägsam. Der Film umgibt ihn mit einer ebenso unsympathischen wie dysfunktionalen Familie, die in ihrer Gier und Beschränktheit wie ein Spiegel seiner selbst wirkt und schon fast ein wenig Verständnis für ihn aufkommen lässt, während die schreiend bunte, bonbonfarbene Palette der Natur eher einen surrealen Anflug verleiht – als sei es ein Stück aus Tim Burtons Charlie und die Schokoladenfabrik.
Es gibt durchaus Momente, in denen der Film Seuss’ Fabel sinnfällig ausbaut, etwa in der Idee der frischen Luft in Dosen (die der Unternehmer O’Hare verkauft), aber im Schlussteil setzt er zu stark auf die bewährten Kinoattraktionen, etwa einer waghalsigen Verfolgungsjagd. Darüber könnte man den Titelhelden glatt vergessen: Der Lorax ist ein kleinwüchsiges Wesen mit buschigem Schnauzbart und der Schutzgeist des Waldes. Dass man das nicht tut, dafür sorgt Danny DeVito, der ihm nicht nur in der Originalversion, sondern auch in der deutschen Synchronfassung (und ebenso der spanischen, der russischen und der italienischen) seine Stimme leiht.
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