Kritik zu Shaun das Schaf

© Studiocanal

2015
Original-Titel: 
Shaun the Sheep Movie
Filmstart in Deutschland: 
19.03.2015
L: 
85 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Shaun macht Ferien – der erste ganz um das von Aardman Animations erfundene Schaf herum geknetete Kinofilm

Bewertung: 4
Leserbewertung
4
4 (Stimmen: 1)

Shaun das Knetschaf ist uns ans Herz gewachsen. Wir kennen es seit 2007 aus der Sendung mit der Maus. Shauns Kinodebüt ist ein Muss nicht nur für Aardman-Fans. Das britische Trickfilmstudio ist für die Wallace & Gromit-Filme, Chicken Run oder auch den Kurzfilm Creature Comforts verantwortlich, der 1991 den Oscar gewann, genau wie Wallace & Gromit: Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen im Jahr 2006. Das Schaf Shaun hatte seinen ersten Auftritt 1995 in Wallace & Gromit – Unter Schafen, wo es die halbe Wohnungseinrichtung der beiden auffrisst und Gromit aus dem Gefängnis befreit.

Jetzt erhalten wir in einer hinreißenden Rückblende Einblick in die Baby- und Kinderzeit von Shaun und dem Wachhund Bitzer, die beide gemeinsam auf der Schaffarm groß geworden sind. Mittlerweile bestimmt die Routine den Alltag auf dem Hof, tagaus tagein derselbe Trott. Shaun sieht einen Bus mit dem Werbeschriftzug »A day off« vorbeifahren, und wir begreifen intuitiv: Das Schaf braucht eine Auszeit und wird dies jetzt minutiös planen, denn es muss endlich ein Abenteuer her. Shaun beschließt mit seiner Herde einen Ausflug hinter die eigenen vier Zäune aufs Land hinaus – der Beginn unglücklicher Verwicklungen, die den Bauern in der Stadt stranden lassen, wo die Tiere ihn suchen und retten müssen.

Ein Markenzeichen der Shaun-Serie ist die nonverbale Kommunikation der Figuren. Und das Faszinierende ist, dass sie auch im Film nicht sprechen. Die Regisseure Richard Starzack und Mark Burton entschieden sich sowohl gegen Dialoge, als auch gegen einen Offkommentar. Die Tiere bellen, machen »Määh« oder schnattern, und selbst der Bauer kommt mit unverständlichem Gemurmel aus. Jede Szene ist selbsterklärend und über die Bilder so klar verständlich, dass man die Dialoge nicht vermisst. Den Animatoren gelingt es, jeder einzelnen Figur so viel Charakter und eine so ausgefeilte individuelle Physiognomie einzuhauchen, dass ihre Gemütsregungen unmissverständlich sind.

Dass die Schweine, die Antagonisten der Schafherde, den Hof übernehmen und sich wie Schweine benehmen, ist eine der unzähligen Referenzen, die der Film anderen Kunstgattungen – in diesem Fall George Orwells Roman »Animal Farm« – erweist. So ergeben sich Anknüpfungspunkte für unterschiedliche Generationen. Die Kinder werden den Film lieben, bedient er doch zunächst alle bekannten Settings aus der Serie, um sie noch mit Stadtimpressionen zu erweitern. Waren die Wallace-Filme jeweils meist eine halbe Stunde lang, können wir uns jetzt auf 85 Minuten freuen, die wirklich nie langweilig werden. Für die Jüngsten mag das etwas zu lang sein – vor allem der rasant inszenierte Showdown wäre im Vorschulprogramm nicht vorstellbar, macht aber sehr viel Spaß. Mit ihren bis ins kleinste Detail ausgefeilten Kulissen schaffen die Macher ein Abbild der ländlichen Landschaft um Bristol herum, wo die Aardman-Studios angesiedelt sind – die perfekte Kulisse einer behäbigen Lebensweise, unter der die Abenteuerlust nur so brodelt.

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