Sky: »Dune: Prophecy«
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Die Bezeichnung Prequel klingt schon fast befremdlich: »Dune: Prophecy« ist ganze 10 000 Jahre vor den Ereignissen der »Dune«-Kinofilme von Denis Villeneuve angesiedelt. Basierend auf dem 2012 erschienen Roman »Sisterhood of Dune« von Brian Herbert, Sohn des »Dune«-Schöpfers Frank Herbert, und Kevin J. Anderson, konzentriert sich die Miniserie auf zwei Schwestern aus dem Hause Harkonnen, Valya und Tula, die in der Frühzeit des Ordens der Bene Gesserit – in den Kinofilmen durch Charlotte Rampling eindrucksvoll repräsentiert – die instabilen Machtverhältnisse im Universum zu konsolidieren streben, selbstverständlich nach ihren eigenen Vorstellungen.
Inwieweit die geschilderten Ereignisse noch die Welt von Paul Atreides prägen werden, lässt sich zunächst schwer absehen. Dass wir uns im »Dune«-Universum befinden, ist jedoch von Anfang an unverkennbar: Die Feindschaft zwischen den Häusern Harkonnen und Atreides ist bereits etabliert, auch die Wunderdroge Spice und das Volk der Fremen sind Thema – obwohl der Wüstenplanet Arrakis zunächst eher aus der Ferne grüßt. Die Gestaltung der Serie, vom Produktionsdesign über die Kostüme bis hin zur Musik vom deutschen Oscarpreisträger Volker Bertelmann (»Im Westen nichts Neues«) nimmt den »Vibe« der Kinofilme auf. Look und Technik sind sogar in großen Teilen so nah am Vertrauten, dass man sich fragt, warum zehn Jahrtausende in jener Welt keine einschneidenderen Veränderungen gezeitigt haben sollen.
Für HBO produziert, durchlief die Entstehung von »Dune: Prophecy« einige Drehbuchänderungen und Personalwechsel, sowohl vor als auch hinter der Kamera. Vielleicht hat es mit diesen Umständen zu tun, dass zu Beginn die Narration etwas fahrig wirkt, als sei nicht ganz klar, was der Fokus der Geschichte sein soll. Im Lauf der Ereignisse stellt sich dann aber größere Konzentration ein, was nicht zuletzt an den beiden Hauptdarstellerinnen Emily Watson und Olivia Williams liegt. Glaubwürdig porträtieren sie die gegensätzlichen Schwestern: Watson als »Mother Superior« Valya Harkonnen ist von extremem Ehrgeiz und Machtbewusstsein getrieben, Williams als Tula weit zögerlicher und emotionaler – gleichwohl moralisch ambivalent wie fast alle Figuren. Die Ordenswelt aus strenger Disziplin, Psychotechniken und mystischen Ritualen, die den jungen Adeptinnen einiges abverlangen, gewinnt durchaus faszinierende Konturen, etwa im Ritual der »Agonie«, einer Art drogeninduzierter (Wurmwasser!), gefährlicher Reise ins Reich der Schatten.
Die politische Sphäre hingegen um den Imperator (Mark Strong) und eine Verschwörung von Rebellen um einen jungen Kampflehrer aus dem Haus Atreides (Chris Mason) bleibt leider etwas unterdefiniert. Die fast zeitgleichen grausamen Tode einer jungen Ordensschwester und eines Herzogssohns, dessen Zweckehe mit der Tochter des Imperators eigentlich ein Friedensbündnis besiegeln und damit für Stabilität sorgen sollte, führen zu Unruhe, insbesondere bei den Bene Gesserit, die aus dem Hintergrund die Bündnispolitik gesteuert haben. Eine mysteriöse, gefährliche Gestalt mit den leuchtend blauen Augen der Fremen und übermenschlichen Fähigkeiten kristallisiert sich als Gegenspieler heraus: Travis Fimmel (»Vikings«) spielt den »Soldaten« Desmond Hart, der offenbar eine Mission hat – doch in wessen Auftrag?
Auf einer weiteren Erzählebene, wiederum 30 Jahre früher angesiedelt, geht es um die Harkonnen-Schwestern in ihren Jugendjahren, um ihren Eintritt in den Orden und die Wurzeln von Valyas Hass gegen die Atreides. Den epischen Atem der Villeneuve-Filme beginnt man im stellenweise soapartigen Intrigenkleinklein zu vermissen. Doch natürlich ist es unfair, eine Miniserie an großen Kinoproduktionen zu messen. »Dune: Prophecy« ist ein durchaus lohnender Ausflug in das »Dune«-Universum.
OV-Trailer
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