Kritik zu Es liegt an dir, Chéri
Ein letzter gemeinsamer Wochenendausflug soll zeigen, was an der Ehe der Leroys (Charlotte Gainsbourg und José Garcia) noch zu retten ist. Eine Komödie mit melancholischem Einschlag, die mehr bietet, als der Titel verspricht
Zum Schrecklichsten, was die deutsche Kinolandschaft zu bieten hat, gehören nicht selten die Titel, die man hierzulande französischen Filmen verpasst. Besonders Komödien trifft es oft hart, von »Oh la la – Wer ahnt denn sowas?« bis »Mein ziemlich kleiner Freund«. Verglichen damit ist nun »Es liegt an dir, Chéri« sogar nur halb so schlimm. Doch weder inhaltlich noch vom Tonfall her wird der deutsche Titel von »Nous, les Leroy« (Wir, die Leroys) diesem Film von Florent Bernard irgendwie gerecht.
Die Leroys, das ist die Familie im Zentrum dieser Geschichte, irgendwo in der französischen Provinz. Christophe (José Garcia) arbeitet bei einer Autovermietung und hört nie seine Mailbox ab, Ehefrau Sandrine (Charlotte Gainsbourg) hat es vor lauter Alltag trotz Job im Reisebüro noch kaum je weiter als ins nächste Naherholungsgebiet geschafft. Nach mehr als zwanzig gemeinsamen Jahren ist die Routine allgegenwärtig und die Langeweile groß, was ihr deutlich mehr aufstößt als ihm.
An einer Trennung führt für sie eigentlich kein Weg vorbei, und selbst die beiden fast erwachsenen Kinder Bastien (Hadrien Heaulmé) und Lorelei (Lily Aubry) haben dagegen kaum Einwände. Was natürlich auch damit zu tun hat, dass ihre jeweils ganz eigenen Sorgen für die Kids deutlich höheren Stellenwert haben. Als eine letzte Chance bedingt sich Christophe einen gemeinsamen Wochenendausflug für die ganze Familie aus, um auf den Spuren seiner und Sandrines Geschichte womöglich doch noch etwas retten zu können.
Das Charmante am Drehbuch von Regiedebütant Bernard, der eigentlich aus dem Sketchbereich kommt, ist die Tatsache, dass hier – anders als der Titel »Es liegt an dir, Chéri« vermuten lässt – gar keine Schuldfrage verhandelt wird. Keine Spur von Ehebruchdrama, Eifersuchtsgezicke oder bitterbösem Ehekrieg, stattdessen geht es um einen letztlich um einigen Realismus bemühten Blick auf eine Familie im Auflösungsprozess und eine Liebe, die mit der Zeit schlicht eingeschlafen ist.
Immer mal wieder mischt sich eine unnötige Portion Slapstick in den mitunter recht konventionellen Humor des Films, und seine größte Schwäche ist vielleicht, dass die beiden Kinder und ihre Probleme nicht annähernd so interessant sind wie die Figuren der Eltern im schmerzlichen Trennungsprozess. Insgesamt aber erfreut »Es liegt an dir, Chéri« mit einem liebevollen Blick und bittersüßen Tonfall (den vor allem Gainsbourg bestens beherrscht), die durch den Roadmovie-Aspekt der Geschichte hin und wieder auch an »Little Miss Sunshine« erinnern.
In der Summe ergibt das einen Film, der statt herausragend eher nett und sympathisch ist. Doch dass Bernard am Ende – obwohl man zwischendurch immer wieder die Sorge hat – nie in die Falle von allzu viel Klebrigkeit und unrealistischer Romantik tappt, muss man ihm hoch anrechnen. Und sehr viel leichtfüßiger, wahrhaftiger und damit sehenswerter als der Titel es vermuten lässt, ist »Es liegt an dir, Chéri«, wie gesagt, ohnehin.
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