Kritik zu Spiders – Ihr Biss ist der Tod

© Plaion Pictures

Dem Franzosen Sébastien Vanicek gelang mit seinem Debüt ein ungemein spannender Tierhorrorfilm, mit einer Mischung aus CGI und echten Spinnen. Sam Raimi hat ihn danach für eine Fortsetzung des »Evil Dead«-Franchises engagiert

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Der junge Nordafrikaner Kaleb (Théo Christine) wohnt mit seiner Schwester (Lisa Nyarko) in einer Hochhauswohnung nahe Paris. Mit seinem Kumpel Mathys (Jérôme Niel) hortet er im Keller geklaute Markenturnschuhe, die er in diesem Brennpunktviertel verkauft. Seine Leidenschaft gilt aber Reptilien und Insekten, die er in Dutzenden von Terrarien hält. Seine neueste Errungenschaft ist eine exotische Wüstenspinne. Da der Nike-Schuhkarton, in dem Kaleb das Insekt aufbewahrt, ein Loch hat, kann das Insekt entkommen. Mit fatalen Folgen …

Von »Tarantula« über »Arachnophobia« bis zu »Arac Attack« ist Spinnenangst ein verlässliches Sujet. In seinem Debüt variiert der Franzose Sébastien Vaniček das Motiv trickreich und originell. Das Milieu der Pariser Banlieus, wo der cineastische Autodidakt aufwuchs, spielt dabei eine Schlüsselrolle. Schauplatz ist jenes bekannte scheibenförmige Hochhaus in Seine-Saint-Denis, in dem vorwiegend nordafrikanische Migranten leben.

Deren Wohnsituation, ihre Rederituale und ihr machohaftes Gebaren – all das beobachtet der Regisseur mit dokumentarischer Präzision. Kaum ein ruhiges Gespräch gibt es, unmittelbar eskaliert die Kommunikation in Beschimpfungen und Geschrei. Dieser Dauerpegel geht nahtlos über in die stakkatohaft gefilmte Bedrohung. Die effektvolle Mischung zwischen CGI und echten Spinnen geht unter die Haut.

Das Intro, in dem gezeigt wird, wie Araber in der Wüste Steine umdrehen, um diese Tiere aufzuspüren, verbeugt sich vor Peter Jacksons »Braindead«. Der Schwarzhandel mit diesen Spinnen ist zudem eine doppelbödige Anspielung an die Rede von den »Migrationsströmen«. Vertieft wird dieser Gedanke nicht, denn die Charaktere bleiben schon etwas unscharf. Dieses Defizit kompensiert Vaniček mit seinem phänomenalen Gespür für Räume, Timing und eine atemberaubende Dramaturgie. Seit Jahren hat man nicht mehr einen solch furiosen Tierhorrorfilm gesehen. Die Bilder springen einen buchstäblich an. Spinnenangst? Dann diesen humorvollen Thriller meiden! Vaniček hat verstanden, was Stephen King als »phobischen Druckpunkt« bezeichnet.

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