Kritik zu Weihnachten in der Schustergasse

© Capelight Pictures

In diesem norwegischen Weihnachtsmärchen, dem Remake einer Serie aus den siebziger Jahren, mischt eine kleine Ausreißerin ein winterliches Städtchen auf

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Die zehnjährige Stine flüchtet durch den ganzen Zug, um den Fahrkartenkon­trolleuren zu entkommen. Bei der Ankunft in einer kleinen Stadt schlüpft sie, von der Polizei verfolgt, durch eine Türklappe in eine Schuhmacherwerkstatt. Der Schuster, der traurige, menschenscheue Anderson, lässt das gewitzte Mädchen zähneknirschend bei sich wohnen. Im Städtchen geht derweil die Suche nach dem blinden Passagier weiter. Wir schreiben den 20. Dezember 1945. Und dieses ländliche Nachkriegsnorwegen, dessen Einwohner sich auf ein friedliches Weihnachten freuen, sieht mit seinen verschneiten Gassen und gemusterten Strickjacken so kuschelig aus, dass man direkt einziehen möchte: in den Zug, in die verstaubte Werkstatt, und sogar in das Hospital des Ortes. 

Das Weihnachtsmärchen, in Norwegen mit fast einer halben Million Zuschauern ein Kinohit, ist eine Auskoppelung aus einer ab 1979 ausgestrahlten sehr beliebten Weihnachtsserie, in der das Panorama eines Kleinstädtchens gezeichnet wurde. Der Kinofilm erzählt vorwiegend die Geschichte der Ausreißerin Stine, die sehnsüchtig auf ihren Vater wartet, und des grantigen Anderson, der von einem alten Konflikt niedergedrückt wird. Die redselige Stine, stets auf der Hut vor Entdeckung, bringt als Nebeneffekt dieses Hakenschlagens die Menschen einander näher: den Blumenverkäufer, die Lebensmittelhändlerin, den Bäcker. Ihre Gegnerin ist eine geltungssüchtige Sängerin, die in Begleitung zweier Lokalreporter dem geheimnisvollen Mädchen nachschnüffelt. 

Der bunte Stil und die detailreiche Retro-Ausstattung erinnern ein wenig an »Paddington«. Jenseits des nostalgischen Augenschmauses aber geht es um gewichtige Themen: Tod, Familie, Zusammenhalt – und darum, über seinen Schatten zu springen. Action gibt es auch und dazu rührende Weihnachtschöre. Die Botschaft lautet, dass man nicht vor lauter kleinem Ärger und dummen Ängsten sein Leben vermasseln sollte. Mit viel Drive und gelegentlich am Kitsch entlangschrammend inszeniert, ist dieser Weihnachtsfilm unerwartet ansprechend, für das Auge wie für das Herz.

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