Kritik zu Pioneer
Einer der wenigen norwegischen Thriller, der seinen Weg ins deutsche Kino findet. Vor dem wahren Hintergrund des Ölbooms in Norwegen inszeniert Regisseur Erik Skjoldbjærg einen spannenden Thriller um einen verunglückten Taucher mit internationalen Verwicklungen. Rau erzählt, in dunklen Bildern und ohne internationale Stars bleibt abzuwarten, wie es dem Film hier ergeht
Es ist schon irgendwie merkwürdig. Gerade Filme aus Norwegen, dem reichsten Land der Welt, kommen immer dann zu uns, wenn sie lakonisch, ruhig und wortkarg sind, wie O Horten, Nord oder Elling. Die anderen hingegen, die Thriller oder Komödien wie Die Kunst des negativen Denkens oder Ein Mann von Welt haben es schwer oder werden, wie es viele skandinavische Filme betrifft, von der amerikanischen Industrie geschluckt und neu gedreht. Es steht zu befürchten, dass auch dieser Film irgendwann als Hollywood-Remake zu uns zurückkommt. Dabei ist die Rolle, die die Amerikaner dabei spielen eine eher unrühmliche.
Wir befinden uns in den siebziger Jahren. Die immensen Ölvorkommen vor der norwegischen Küste sind bereits entdeckt, jetzt stellt sich die Frage, wie man das Öl fördert und dadurch extrem reich wird. Von diesem Reichtum wollen die Amerikaner profitieren und so bildet sich ein staatenübergreifendes Expertenteam, das die Aufgabe hat, in Tiefen, in denen kein Mensch bislang arbeiten konnte, eine Pipeline zu bauen. Zwei norwegische Profi-Taucher, zwei Brüder, werden ausgesucht das Projekt unter Wasser zu leiten, doch bei einem Probetauchgang stirbt einer der beiden. Die Unfallursache bleibt unklar und als sein Bruder beginnt, Nachforschungen anzustellen, deckt er eine internationale Vertuschungsaktion auf. Dabei wird immer deutlicher, dass die Norweger die Förderung des Öls ohne die Amerikaner zustande bringen wollen und dabei keine Unfälle gebrauchen können. Innerhalb der gemeinsamen Intrige gibt es dann nochmal einen Verlierer. Das Öl, so die Norweger, soll sie retten und zwar allein. Als es schließlich gelingt, wird der tote Taucher zum Märtyrer eines zukünftig prosperierenden Öllandes Norwegen. Ein Land, das durch eben dieses Öl zum reichsten Land der Welt wurde.
Erik Skjoldbjærg inszeniert seinen Film zwischen dokumentarischer Genauigkeit und dunklem Thriller. Er folgt seiner Hauptfigur bei ihrer Suche nach der Wahrheit und findet für die historischen Kleinigkeiten wie seinen toten Bruder, keinen eindeutig Schuldigen. Am Schluß wird alles dem Erfolg subsumiert. Pioneer ist ein dunkler, rauer Film, der in groben, teils unscharfen Bildern erzählt und mehr Wert auf die rundum verlogene Atmosphäre legt als auf die Handlung. Da er nicht nur seiner Idee sondern auch einer nachlesbaren Wahrheit verpflichtet bleibt, kann er sich nicht frei bewegen. So ist das Rätselhafte vorherrschend und rutscht manchmal in Verwirrung ab. Am Schluß weiß man nicht so genau, wer nun an was Schuld ist und welche Straftaten auf welches Konto gehen. Daran krankt der Film etwas, doch wenn man sich auf den Spannungsbogen einläßt, bleibt Pioneer ein Film der zeigt, dass Wohlstand immer auch Opfer hervorbringt, und man Erfolg nicht geschenkt bekommt. Seine Kritik an dem schonungslosen Kapitalismus aber hält er zurück. Die wichtigen Worte stehen im Abspann. Dennoch ist es interessant, das Filmland Norwegen weiter zu beobachten und zu sehen, dass hier ganz verschiedene Genres entstehen, die den filmischen Weltmarkt meist nicht erreichen.
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