Netflix: »Bodies«
© Matt Towers/Netflix
Zwischen Zeitreisen, Multiversen und Co. wird dieser Tage so viel mit Erzählchronologie und Realitätsebenen gespielt, dass man oft gar nicht mehr genau weiß, wo man sich eigentlich befindet. Die Liste von Serien, die in diese Kategorie fallen, reicht von »Dark« über »Outlander« bis »Loki« und weiter darüber hinaus. Ergänzt wird sie nun um »Bodies«, einen neuen Achtteiler bei Netflix, der auf der gleichnamigen britischen Graphic Novel von Si Spencer von 2014 basiert.
Die Körper oder vielmehr: Leichen, die der Serie ihren Titel geben, sind das Bindeglied zwischen verschiedenen Handlungssträngen in verschiedenen Jahrzehnten. Oder sind es womöglich gar nicht mehrere Leichen, sondern ist es tatsächlich immer dieselbe? Das ist nur eine von vielen Fragen, die sich hier in Windeseile aufdrängen.
Zunächst ist es DS Hasan (Amaka Okafor), die 2023 in London in einer Gasse den leblosen nackten Körper eines Mannes entdeckt, dem offenkundig direkt ins Auge geschossen wurde. Die Spur eines jungen Verdächtigen verliert sich noch während der Verfolgung, doch es dauert nicht lange, bis sich der Fall als deutlich komplexer entpuppt.
Was Hasan da noch nicht weiß: Den vermeintlich exakt gleichen Leichenfund an gleicher Stelle machte bereits DI Hillinghead (Kyle Soller) im Jahr 1890. Und 1941, unter allerdings ganz anderen Vorzeichen, mitten während der deutschen Luftangriffe, DS Whiteman (Jacob Fortune-Lloyd). Dann ist da noch DS Maplewood (Shira Haas) im nicht mehr allzu fernen, aber doch recht futuristisch anmutenden Jahr 2053, wo die Gesellschaft nach einem 30 Jahre zurückliegenden Vorfall eine massive Umgestaltung hinter sich zu haben scheint und von einem gewissen Elias Mannix (Stephen Graham) angeführt wird. Auch sie findet in besagter Gasse einen nackten Mann. Aber der ist womöglich doch noch nicht tot...
Eine in sich abgeschlossene Miniserie dieser Art, so sagt es Drehbuchautor Paul Tomalin, der hier erstmals als Schöpfer einer eigenen Serie verantwortlich zeichnet, müsse sich anfühlen wie drei Serien in einer. Dass ihm das gelungen ist, kann sich »Bodies« ohne Frage als Erfolg auf die Fahne schreiben. Wobei noch zu entscheiden wäre, ob das von Tomalin gesetzte Ziel tatsächlich das ideale ist. Nach den ersten vier der Presse vorab gezeigten Folgen lässt sich zumindest festhalten: Das große Mysterium, wie hier alles zusammenhängt und wohin die Reise noch führt, erschließt sich nur sehr zögerlich.
Zumindest wurde diese erste Serienhälfte von Marco Kreuzpaintner überzeugend, straff und packend inszeniert. Dass Netflix längst nicht mehr so viel Geld für seine Produktionen ausgibt wie früher, sieht man »Bodies« nur gelegentlich an, und nicht zuletzt die vier ermittelnden Hauptdarsteller*innen im Zentrum der Geschichte(n) wiegen vieles auf. Das Skript mag mitunter etwas zu viel des Guten im Sinne haben, aber kurzweilig anzusehen ist dieser Fantasy-Thriller in all seiner Ambitioniertheit auf jeden Fall.
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