Ben Affleck
Es gibt nach landläufiger Vorstellung für die männlichen Kinodarsteller gewisse Kategorien. Da sind etwa die Stars, deren Glanz noch jenseits von Drehbuch und Regie wirkt, die Künstler der körperlichen Präsenz, also die Actiondarsteller von Bruce Willis bis Jason Statham (nicht ohne speziellen Sex-Appeal), die Charaktertypen wie Ed Harris. Oder Al Pacino, dessen Auftritte wirken, als müsse er ganz dringend den Kinosaal in Flammen setzen. Es gibt die Schauspieler, die sich in alles Mögliche verwandeln können, und es gibt die Schauspieler, die alles Mögliche in sich selbst verwandeln, minimalistische und exaltierte, Teamplayer und Rampensäue. Manche Darsteller passen gleich in mehrere Kategorien, andere in gar keine. Und so einer ist Ben Affleck. Ein gut aussehender, jetzt auch nicht mehr ganz junger Kerl, der so ziemlich alle Höhen und Tiefen einer Hollywood-Karriere mitgemacht hat. Und der vielleicht immer noch auf der Suche nach der Rolle ist, die ihm und uns endlich sagt, wer zum Teufel er wirklich ist. Aber vielleicht gibt es diese Rolle gar nicht, und Ben Affleck muss immer wieder cineastische Glücksfälle wie Dogma (1999) oder Argo (2012) mit solch entsetzlichen Flops wie Gigli (2003) bezahlen – und ansonsten auf eine zweite Karriere als Drehbuchautor und Regisseur setzen, die sich wahrlich nicht schlecht angelassen hat.
Achtmal für eine Goldene Himbeere wegen schauspielerischer Inkompetenz nominiert zu werden – das ist schon nicht schlecht. Vielleicht ist es aber auch ein Missverständnis. Denn Ben Afflecks immer leicht weggetretene, eher unterpräsente und reduzierte Schauspieltechnik kann, wenn sie richtig eingesetzt wird, eine kolossale Spannung erzeugen. Irgendwas lauert in diesem Kerl, was zum Ausbruch kommen will und es aus irgendeinem Grund nicht kann. In Filmen und Genres, in denen es um Glamour und schiere Evidenz geht, die selbst gar kein Geheimnis haben wollen, ist so eine Figur natürlich fehl am Platz. Ben Affleck macht einen Film nicht langweilig, aber er kann einem langweiligen Film auch nicht aufhelfen.
Eine Figur? Ist Ben Affleck, der in unterschiedlichsten Rollenfächern und Genres, von der Comic-Verfilmung zur romantischen Komödie, vom Cop- und Gangster-Thriller bis zur patriotischen Kriegsschmonzette, gespielt hat, tatsächlich so etwas wie eine »Figur« im amerikanischen Kino?
Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns