Kritik zu DogMan

© Capelight Pictures

Luc Besson erzählt die Leidensgeschichte eines Außenseiters und Hundeliebhabers als Rachefantasie mit einem überzeugenden Caleb Landry Jones in der Titelrolle

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Was hat es auf sich mit dem schwerverletzten Mann in Frauenkleidern, der eines Nachts in Newark von der Polizei aufgegriffen wird, während sich im Laderaum seines Transporters eine beträchtliche Anzahl von Hunden befindet?

Das ist der Ausgangspunkt des Films »DogMan«, mit dem sich Luc Besson vier Jahre nach »Anna« als Regisseur zurückmeldet – vier Jahre, in denen er durch »Me Too«-Vorwürfe und den Konkurs seiner Produktionsfirma Schlagzeilen machte.

Seine Geschichte entfaltet der Film in Rückblenden, als der festgenommene Mann, Doug (Caleb Landry Jones), der Polizeipsychologin Evelyn (Jojo T. Gibbs) seine Lebensgeschichte erzählt. Dougs Vater (von ausgesuchter Gemeinheit: Clemens Schick) und Dougs älterer Bruder sind religiöse Fundamentalisten, der Vater verdient Geld mit Hundekämpfen und sperrt Doug schließlich zu den Vierbeinern in den Käfig, die Mutter hat bereits vor langer Zeit das Weite gesucht. Nach der Festnahme und der Verurteilung der beiden führt der Weg von Doug, der nach einem Schuss seines Vaters im Rollstuhl sitzt, durch eine Reihe von Waisenhäusern; von einer jungen Lehrerin infiziert mit der Liebe zum Theater (und dem Verkleiden als Möglichkeit, Traumata zu verarbeiten), träumt er von einer Bühnenkarriere.

Die kann er schließlich ausleben, indem er einmal wöchentlich bei einer Travestieshow als Edith Piaf brilliert. Ansonsten betreibt er ein Heim für Hunde, das er finanziert durch nächtliche Raubzüge der Vierbeiner in die Villen der Reichen, die er um ihren Schmuck erleichtert – »Umverteilung von Reichtum« nennt er das.

Dougs Hunde sind Superhunde, sie können alles, wenn Doug ihnen nur die entsprechenden Anweisungen erteilt, bis hin zur Androhung, einen lokalen Mafiapaten zu entmannen (nach Anweisung über ein Smartphone), oder der Überwältigung von bewaffneten Eindringlingen in Dougs Festung durch Auslösen von Mechanismen, die das Gebäude in eine tödliche Falle verwandeln. Wie er das geschafft hat, erfahren wir nicht, dürfen aber vermuten, dass es weniger das harte Training war, dem Doug die Hunde unterzogen hat, als vielmehr sein telepathischer Draht zu ihnen, entwickelt in der Zeit, als er mit ihnen im Käfig eingepfercht war. 

Mit der Umsetzung dieser Rachefantasien gewinnt »DogMan« eher den Charakter einer Wunscherfüllungsmaschine denn eines wirklichen Dramas – womit er aber auch kein Unikat in der Filmgeschichte bildet. Nimmt man Bessons Erzählung als Märchen, kann man sich einigermaßen unterhalten. Eindrucksvoll ist Caleb Landry Jones (»X-Men: Erste Entscheidung«, »Three Billboards Outside Ebbing Missouri«, »Get Out«) in der Titelrolle dieser Mischung aus Außenseiterporträt, Leidensgeschichte und erfüllter Rachefantasie. Dass Doug am Ende in einer symbolschwangeren Einstellung zum Märtyrer befördert wird, ist nur konsequent für Besson, der seine Neigung zum Exzess zuvor einigermaßen im Zaum gehalten hat.

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