Kritik zu Hypnotic

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Nichts ist, wie es scheint in Robert Rodriguez’ Verschwörungsthriller, in dem Ben Affleck als Polizist in die Fänge von Superhypnotiseuren gerät und sein wahres Ich entdecken muss

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Dass wir in einer Simulation leben, ist eine der vielversprechendsten filmischen Themen – schon weil keine andere darstellerische Branche so viele Möglichkeiten bietet, die Brüche zwischen Schein und Sein kreativ auszugestalten. Neben dem Entdecken von »Glitches« in der konstruierten Welt macht auch der Anblick des Einsturzes dieser Wolken­kuckucksheime normalerweise viel Spaß. 

Von daher hätte dieser Mysterythriller mit 65 Millionen Dollar Budget und einem Star wie Ben Affleck in der Hauptrolle eigentlich eine sichere Bank sein müssen. Danny steckt nach dem spurlosen Verschwinden seiner siebenjährigen Tochter Minnie seit Jahren in einer Depression fest. Ein anonymer Anruf lotst den Polizisten zu einem Banküberfall, bei dem Passanten und Schalterpersonal wie ferngesteuert agieren. In einem Bankschließfach findet Danny ein Foto seiner Tochter, versehen mit dem Hinweis »Finde Dell Rayne«. 

Auf der Jagd nach einem Verdächtigen gelangt Danny zu Wahrsagerin Diana. Sie weiht Danny in eine von der Regierung ins Leben gerufene Geheimorganisation von Hypnotiseuren ein. Doch die mit Superkräften begabten »Hypnotics«, die ihren Opfern im Handumdrehen ihren Willen aufzwingen und eine Fake-Realität vorgaukeln können, sind außer Kontrolle. Auf der Flucht der beiden vor den Hintermännern stranden sie in Mexiko, wo die Renegatin Diana einen Verbündeten hat und Dannys Welt vom Kopf auf die Füße gestellt wird.

Regisseur Robert Rodriguez ist keiner, der solcherart Aluhutgeschichten ernsthaft angeht, und so hat sein Thriller einen verhalten launigen Anstrich. Ein rasanter Twist folgt auf den nächsten, und wo er einerseits mit mentalen Potemkin'schen Dörfern Christopher Nolans Hit »Inception« zitiert, fühlt man sich andererseits an Horrorklassiker, aber auch an »Total Recall«, »Die Truman Show« und gar »Und täglich grüßt das Murmeltier« erinnert. Das muntere Aneinanderreihen von Versatzstücken anderer Filme wird mit viel erklärendem Dialog à la »Er sitzt tief im Konstrukt« eingerahmt. 

Doch auch der Wahnsinn eines »Mindfuck«-Plots muss einer Methode gehorchen, eine innere Logik entwickeln. Die Hypnosekunststücke gehorchen hier aber lediglich den Erfordernissen des kurzatmigen Drehbuchs. Und so befindet man sich als Zuschauer dieses Illusionstheaters, in dem die »Hypnotics« sich gegenseitig nach Kräften nasführen, bald nicht mehr auf Augenhöhe des manipulierten und manipulierenden Helden. Die Täuschungsmanöver wirken beliebig. Und wenn letztlich schier jeder auf Teufel komm raus seine Umgebung hypnotisiert und das wahre Leben vom falschen nicht mehr unterscheidbar ist, erregen Aha-Momente nur mildes Interesse. Hinzu kommt, dass Ben Affleck mit einer wie festgetackerten Leidensmiene das Charisma eines genervten, den Feierabend herbeisehnenden Mannes verströmt. All das Treiben hat jenen dezent trashigen Charme, wie ihn nur Rodriguez erzeugen kann. Doch angesichts des Aufwands, den er hier betreiben durfte, ist das Ergebnis eher mau.

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