Kritik zu Verrückt nach Figaro

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Schottland, Oper, Liebe: Danielle Macdonald spielt in dieser romantischen Komödie eine Finanzmanagerin, die sich den Traum von einer Opernkarriere erfüllen will

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Die Australierin Danielle Macdonald gehört zu jener Sorte Schauspielerinnen, die einem in jeder Rolle positiv auffallen, sei es als Neonazi-Aussteigerin in »Skin« oder als Vergewaltigungsopfer in »Unbelievable«, denen der große Durchbruch aber verwehrt zu bleiben scheint. Scheinbar ist man im Mainstream doch noch nicht so weit, weibliche Abweichungen von gängigen Schönheitsidealen jenseits von Komödien als startauglich zu erachten – denn Danielle Macdonald ist korpulent, lässt sich in ihrer Körperlichkeit aber nicht auf Ulknudeln und Matronen reduzieren. Ihre bislang stärkste Rolle hatte sie als Rapperin in dem Independentdrama »Patti Cake$«.

Macdonalds Part in »Verrückt nach Figaro« bildet dazu gewissermaßen ein Gegenstück: Sie spielt eine in London lebende, gut situierte Finanzmanagerin namens Millie, die trotz Erfolg und tollem Freund unzufrieden ist. Millies wahre Leidenschaft nämlich gilt der Oper, ihr Traum: der erste Platz bei einem renommierten Nachwuchswettbewerb. Also nimmt sie sich kurzerhand eine Auszeit, um sich von einer ebenso renommierten wie gefürchteten Gesangslehrerin privat unterrichten zu lassen. Da die exzentrische Diva zurückgezogen in den schottischen Highlands lebt, mietet Millie sich im örtlichen Pub ein, wo der raubeinige Wirt und die illustren Stammgäste sie bald ins Herz schließen. Zum Personal des Pubs gehört der sympathische Max, auch er ein angehender Opernsänger, der an dem Wettbewerb teilnehmen möchte. Zunächst betrachtet er Millie als Rivalin, aber natürlich, man ahnt es sofort, wird zwischen den beiden noch was gehen.

Tatsächlich verläuft die Geschichte bis auf wenige Details exakt so vorhersehbar, wie sie klingt. Man kann das abgedroschen finden oder auf charmante Weise altmodisch. Bemerkenswert ist jedenfalls, dass eine Frau von Danielle Macdonalds Format hier in einer Rolle besetzt wird, die früher vermutlich an Drew Barrymore oder Jennifer Aniston gegangen wäre: eine selbstbewusste Großstädterin mit toller Karriere und coolem Freund, die ihre wahre Bestimmung findet, alle Hindernisse überwindet und am Ende ihren Traumtyp bekommt.

Eine gewisse Originalität zieht der Film aus dem Opernkontext. Die charmante Theatralik der Proben und Bühnenauftritte steht allerdings in Kontrast zur restlichen Inszenierung, der es an Biss und Schwung fehlt. Es gibt kaum Dialogwitz und keine Situationskomik, das schrullige Potenzial der Nebenfiguren bleibt gänzlich ungenutzt, und die Funken zwischen Millie und Max muss man sich eher vorstellen. Man gewinnt den Eindruck, dass der erfahrene Autor und Regisseur Ben Lewin (»The Sessions«) der Geschichte eine gewisse Bodenhaftung geben und Kitsch vermeiden wollte. Das Ergebnis ist eine RomCom, der es zugleich an Romantik und an Comedy fehlt und die zwischen verschämten Klischees eine etwas biedere Selbstfindungsgeschichte erzählt. Danielle Macdonald ist wie immer gut, aber auf eine mainstreamtaugliche Rolle, die ihr den Durchbruch beschert, wird sie weiterhin warten müssen.

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