Kritik zu Sisu

© Sony Pictures

2022
Original-Titel: 
Sisu
Filmstart in Deutschland: 
11.05.2023
L: 
91 Min
FSK: 
Ohne Angabe

Ein Goldsucher nimmt es im Finnland des Jahres 1944 mit einer deutschen Einheit von SS-Leuten auf: Jalmari Helanders Film ist eine finnische »Rambo«-Variante

Bewertung: 4
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Besucher von Arthouse-Kinos denken beim Begriff »finnisches Kino« vermutlich ausschließlich an Aki Kaurismäki. Daneben hat sich allerdings seit geraumer Zeit auch ein Exploitation­kino etabliert, das sich hierzulande weniger in Kinoprogrammen als in DVD-Veröffentlichungen oder Genrefestivals wie dem Fantasy Filmfest niederschlägt; der Nazi-Exploitationfilm »The Iron Race« schaffte es 2012 mit seiner Weltpremiere allerdings sogar auf die Berlinale und brachte seinem Regisseur Timo Vuorensola ein Ticket nach Hollywood (»Jeepers Creepers Reborn«) ein, während sein Kollege Tommy Wirkola (»Dead Snow«) dort im vergangenen Jahr für den Major Universal den Weihnachtssplatter »Violent Night« inszenierte. Auch der Regisseur von »Sisu«, der jetzt weltweit vom US-Major Sony in die Kinos gebracht wird, ist kein Unbekannter: Jalmari Helander inszenierte 2010 den Weihnachtshorror »A Christmas Tale – Rare Exports« und konnte beim Nachfolger »Big Game« schon Samuel L. Jackson in einer Hauptrolle besetzen.

»Sisu«, so erfahren wir zu Beginn des Films, ist ein finnischer Ausdruck, für den es keine adäquate Übersetzung gibt: gemeint ist eine besondere Form von Mut und Entschlossenheit angesichts scheinbar unüberwindbarer Widerstände.

Dafür ist der namenlose (und stumm bleibende) Goldsucher offensichtlich prädestiniert: Als er sich im Fluss wäscht, sieht man die großen Narben auf Brust und Rücken, die Militärmarke, die um seinen Hals baumelt, deutet darauf hin, woher diese Narben stammen. Kurz nachdem er bei seiner Suche fündig geworden ist und sein Pferd jede Menge von Goldklumpen transportiert, begegnet er einem Konvoi deutscher SS-Männer, die sich 1944 auf dem Rückzug befinden. Innerhalb von Sekunden verwandelt sich der Ort des Aufeinandertreffens in ein Schlachtfeld. Sein langes Messer leistet ganze Arbeit, auch die Minen, mit denen die Deutschen die Straße hinter ihnen zugepflastert haben, sind als Kampfmittel für ihn brauchbar.

»Sisu« ist in sieben Kapitel gegliedert, deren Titel jeweils die kommenden Geschehnisse vorwegnehmen. Dass der namenlose Protagonist, von dem wir später erfahren, dass er im Krieg gegen die russischen Invasoren 1939 Heim und Familie verloren und daraufhin 300 Gegner getötet hat, von den Russen den Namen »der Unsterbliche« bekommen hat, unterstreicht, wie dieser Kampf ausgehen wird. Gradlinig angelegt, mit viel Gewalt, aber ohne deren selbstzweckhafte Auswälzung (man schaue nur auf die Frauen, die ihren Vergewaltiger schließlich in die Hände bekommen), vermag diese »Rambo«-Variante dennoch mit kleinen Überraschungen aufzuwarten, wenn es darum geht, das Unmögliche möglich zu machen – selbst ein Erhängter kann ins Leben zurückkehren, zumindest, wenn es sich um den »Unsterblichen« handelt. Am Ende hebt »Sisu« – im doppelten Sinne – ab und lässt auch das Allerunwahrscheinlichste wirklich werden, mit einem Augenzwinkern, das von der Schlussszene noch einmal unterstrichen wird.

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