Sky: »Sort Of« Staffel 2
© Sphere Sort Of 2 Inc.
Es wird oft geklagt über Serien, die zu früh abgesetzt werden, trotz treuer Fans oder wegweisender Ideen. Nicht wenige von ihnen – man denke an »Work in Progress«, »Generation« oder auch das »Queer as Folk«-Reboot – erzählen von queeren Protagonist*innen, mag Zufall sein, macht die Sache aber nur noch bedauerlicher. Weshalb wir uns an dieser Stelle mal über kleine unerwartete Erfolgsmeldungen freuen wollen. Zum Beispiel die Tatsache, dass von »Sort Of«, einer der wunderbarsten Serienperlen der letzten Jahre, nicht nur endlich bei uns die zweite Staffel zu sehen, sondern längst sogar eine dritte bestellt ist.
Wer »Sort Of« noch nicht kennt – und das sind in unseren Gefilden definitiv zu viele! – hat auf jeden Fall etwas verpasst. Im Zentrum der von Bilal Baig und Fab Filippo erdachten Serie steht Sabi Mehboob (gespielt von Baig selbst), nichtbinärer Spross einer pakistanischstämmigen Familie. In der ersten Staffel wurde Selbstfindung großgeschrieben: Es galt, toxische Liebschaften zu beenden, zumindest der Mutter (Ellora Patnaik) gegenüber das wahre Ich zu präsentieren und durch einen Job als Nanny Momente von Stabilität und Verantwortung zu erleben.
Doch in den acht neuen Episoden, die die Showrunner*innen erneut mit einem in jeder Hinsicht diversen Team vor und hinter der Kamera umgesetzt haben, steht Sabi nun vor einer Vielzahl von Veränderungen, die ganz neue Schwierigkeiten mit sich bringen. Bessy (Grace Lynn Kung), Arbeitgeberin und Vertraute gleichermaßen, ist aus dem Koma aufgewacht, was alle frisch etablierten Dynamiken in der Ersatzfamilie auf den Kopf stellt. »Bar Bük«, der LGBTQ-Club, wo Sabi nicht nur hinterm Tresen stand, sondern gemeinsam mit 7ven (Amanda Cordner) auch eine Art zweites Wohnzimmer hatte, droht die Schließung. Und Sabis Vater kehrt nach längerer Abwesenheit aus Dubai zurück, nicht wissend, dass sein Kind sich eher als gender-queer und fluide denn als sein Sohn identifiziert.
Jede Menge neues Personal und alte Konflikte haben zur Folge, dass in der zweiten Staffel von »Sort Of« das Tempo durchaus anzieht. Doch alles, was die unter anderem mit dem Peabody Award ausgezeichnete Serie schon zu Beginn auszeichnete, ist auch weiterhin ihre große Stärke. Mit Warmherzigkeit erzählen Baig und Filippo von Liebe in zwischenmenschlichen Beziehungen jedweder Ausprägung und nehmen typische Millennial-Sorgen zwischen Ziellosigkeit und Impulsivität aus dezidiert queerer und letztlich ziemlich einzigartiger Perspektive in den Blick.
Die Sorgfalt und Empathie, mit der hier aus jeder Figur in fein gezeichneten Szenen und Dialogen nuancierte, komplexe und immer wieder auch komplizierte Persönlichkeiten werden, ist nichts weniger als bemerkenswert. Und darüber, wie leichtfüßig die Mischung aus beiläufig-witzigem Humor und mitunter herzzerreißender Traurigkeit auch in der zweiten Runde gelingt, kann man nur staunen. »Sort Of« ist und bleibt ein kleines Meisterwerk, das es unbedingt zu entdecken gilt.
OV-Trailer
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