Kritik zu Glass Onion: A Knives Out Mystery
Der Überraschungserfolg »Knives Out« von 2019 erhält eine Fortsetzung. Daniel Craigs Privatdetektiv wird auf die Privatinsel eines Milliardärs eingeladen
Die Idee ist so naheliegend wie bestechend: Um eine erfolgreiche, eigentlich in sich abgeschlossene Kriminalgeschichte fortzusetzen, muss man nicht umständlich den Fall an sich verlängern. Sondern es reicht natürlich, den zuständigen Ermittler oder die zuständige Ermittlerin einen neuen untersuchen zu lassen. So hat es nicht zuletzt Agatha Christie vorgemacht, und weil deren Romane Pate standen für Rian Johnsons Überraschungserfolg »Knives Out«, hat er sich auch für das Sequel an ihr orientiert.
Nun ist es allerdings so, dass bei Christie Miss Marple und Hercule Poirot die interessantesten Figuren waren, von denen man nicht genug bekommen konnte. Über Daniel Craig als Benoit Blanc in »Knives Out« hätte man Ähnliches vielleicht nicht unbedingt gesagt. Sicher, sein in der Originalfassung zu hörender, herrlich übertriebener Südstaatenakzent machte Spaß, und überhaupt schien Craig bei der Arbeit spürbar mehr Freude gehabt zu haben als an den letzten Bond-Filmen. Aber der Fokus des oscarnominierten Drehbuchs lag eigentlich anderswo.
Daran hat Johnson nun für »Glass Onion: A Knives Out Mystery« glücklicherweise ein wenig justiert – und gönnt Blanc gleich mal einen ersten Auftritt, der sich im wahrsten Sinne des Wortes gewaschen hat. In der Anfangsphase der Corona-Pandemie nämlich ist der bekannteste noch aktive Privatdetektiv der Welt derart gelangweilt, dass er das Badezimmer eigentlich gar nicht mehr verlässt. Dort sitzt er dann in der Wanne, raucht Zigarre und spielt via Zoom mit ähnlich prominenten Freund*innen Onlinespiele.
Doch Rettung naht, als eine geheimnisvolle Rätselbox bei ihm abgegeben wird, die sich als Einladung nach Griechenland entpuppt: Der Tech-Milliardär Miles Bron (Edward Norton) bittet für eine »Murder Mystery Party« auf seine Privatinsel. Dass außer Blanc unter den Gästen nur enge Wegbegleiter*innen sind, von denen mehrere mit dem selbstverliebten Möchtegern-Genie noch eine Rechnung offen haben, lässt Schlimmstes befürchten. Und natürlich wird aus dem vermeintlichen Spiel dann auch recht schnell tödlicher Ernst – und für Blanc ein gefundenes Fressen.
Als Hommage an Whodunits à la Christie funktioniert »Glass Onion« nicht mehr ganz so gut wie der erste Film, und man kann darüber streiten, ob Johnson seinen neuen Fall genauso clever konstruiert hat. Die satirischen Seitenhiebe sind jedenfalls nicht allzu subtil, das Finale und all die Covid-Anspielungen fast schon ein quasinostalgischer Throwback. Doch Spaß macht die temporeiche Krimikomödie mit all ihren überraschenden Wendungen, dem sonnendurchfluteten Setting und dem spielfreudigen Ensemble, in dem auch Janelle Monáe, Kate Hudson und Kathryn Hahn Glanzlichter setzen, allemal. Und witzige Cameos gibt’s als Bonus noch dazu. Dagegen, dass es noch mindestens einen weiteren Fall für Benoit Blanc geben wird, ist also rein gar nichts einzuwenden.
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