Kritik zu Across the Universe

englisch © Sony Pictures

Beatles-Songs als Grundlage eines Musicals über die »Sixties«

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Am Anfang war da die Idee, ein Kinomusical zu kreieren, das komplett auf Liedern der Beatles basiert. Ausgehend von den Texten wurden die Filmfiguren und die Handlung entwickelt, die Liedzeilen dienten gleichzeitig als Libretti und zur Charakterisierung der Personen, ihrer Beweggründe und Emotionen. Die Melodien gaben die Stimmung einzelner Szenen vor, die Lieder sollten zudem ein Zeitgefühl für die sechziger Jahre vermitteln: die Jugendrevolte in den USA, Rockmusik, Drogentrips, Vietnamkrieg. Viele junge Leute waren nicht so konsumorientiert und politisch desinteressiert wie heute, sie rebellierten gegen gesellschaftliche Normen und staatliche Autorität.

Auf der Grundlage von 33 Beatles-Songs entwickelte die Filmemacherin Julie Taymor mit den Drehbuchautoren Dick Clement und Ian La Frenais (»The Commitments«) das Handlungsgerüst für »Across The Universe«: Der junge Liverpooler Dockarbeiter Jude kommt in die USA, um seinen Vater kennenzulernen, der Judes Mutter in England im Stich ließ, noch bevor der Sohn geboren war. In Amerika freundet sich Jude mit Max an, einem widerspenstigen Studenten aus reichem Hause, verliebt sich in dessen Schwester Lucy und findet Gefallen am Bohème-Leben im New Yorker Greenwich Village, wo er sein Talent als Maler entwickelt und als Untermieter bei der Musikerin Sadie wohnt. Als die Gewalt in den Straßen zwischen Kriegsgegnern, der Polizei und Nationalgarde eskaliert, entzweien sich Jude und Lucy. Sie ist leidenschaftlich in der Bürgerrechtsbewegung engagiert, worauf Jude eifersüchtig reagiert. Max muss als Rekrut nach Vietnam.

Wer die »Sixties« wie die 1952 bei Boston geborene Regisseurin bewusst miterlebt hat, entdeckt eine ungeheure Vielzahl kultureller, politischer und personeller Anspielungen in diesem phänomenalen Film: frühe Beatles-Auftritte im Liverpooler Cavern Club und das späte Konzert der Band auf einem Londoner Hausdach; Hare Krishna und LSD-Halluzinationen. Die Rocksängerin Sadie ist eine Reinkarnation von Janis Joplin, einmal tritt sie mit ihrem Gitarristen Jo-Jo im Stil von Ike und Tina Turner auf. Ansonsten erinnert Jo-Jo an Jimi Hendrix, dessen Talent 1966 im Cafe Wha? entdeckt wurde. Im Film heißt es Cafe Huh. Der von Bono gespielte Dr. Robert ist dem Beatnik Neal Cassidy nachempfunden, bekannt durch Jack Kerouacs Roman »On the Road« und Tom Wolfes »The Electric Cool-Aid Acid Test«. Cineasten werden auch Filmzitate aus »Matrix«, »The Big Lebowski« oder »The Wall« erkennen. Salma Hayek erscheint fünffach vervielfältigt als sexy Krankenschwester, und Joe Cocker röhrt als Penner, Zuhälter und Hippie verkleidet »Come Together«.

Den Filmemachern, vom Kameramann bis zum Choreografen alle Meister ihres Fachs, gelang das Kunststück, die audiovisuell überwältigende Vielzahl verblüffender szenischer Einfälle und die originellen Neuinterpretationen der Beatles-Lieder nicht als bloße Nummernrevue, sondern dramaturgisch konsistent darzustellen. Die Produktion ist sichtlich geprägt von künstlerischer Freiheit und ungeheurem kreativem Impetus, sie bereichert das Filmmusical-Genre um eine neue ästhetische Dimension.

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