Kritik zu Lightyear
»Bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter«, versprach der Space Ranger Bluzz Lightyear: in diesem Weltraumabenteuer wird erzählt, wie es dazu kam, dass der wackere Astronaut einst zum Lieblingsspielzeug im Kinderzimmer aufstieg
Das »Toy Story«-Universum beseelter Spielzeuge, das 1995 mit einem wunderhübschen Animationsfilm begann und in drei Fortsetzungen die Schicksale der Spielzeugfiguren weiterspann, verzweigt sich im fünften Film ins Metaverse. Erzählt wird die Vorgeschichte der Lieblingspuppe des Jungen Andy, Astronaut Buzz Lightyear. Lediglich eine schlichte Einblendung informiert uns darüber, dass es sich bei diesem Film, in dem Buzz Lightyear in seinem ursprünglichen Habitat gezeigt wird, um jenen handelt, der Andy einst zum Kauf der Actionfigur bewogen hat.
Space Ranger Buzz Lightyear ist mit vielen in Hyperschlaf versetzten Passagieren auf einer Weltraummission. Bei einem Abstecher zu einem unbekannten Planeten führen Monsterattacken zu einer Bruchlandung. Die auf dem Planeten gestrandeten Menschen errichten eine Raumstation. Der von Schuldgefühlen geplagte Lightyear unternimmt unzählige Probeflüge um einen neuen Antrieb zu testen. Zurück in der Raumstation findet er – Lichtgeschwindigkeit macht's möglich – die Bewohner jeweils um vier Jahre gealtert vor. Als er endlich die richtige Antriebsformel entdeckt und die Menschen auf der Raumstation retten will, taucht mit Zurg und dessen Roboterarmee ein Schurke auf, dessen Agenda Lightyears Sissyphusqualen eine andere Richtung gibt.
Nicht nur die elegischen Themen Zeit und Akzeptanz der Vergänglichkeit, die bereits in der »Toy Story«-Reihe anklangen, sind auf die Sensibilitäten eines erwachsenen Publikums gemünzt. Heimliche Hauptfigur ist Space Ranger Alicia Hawthorne, der erste schwarze LGBTQ-Charakter in einem großen Animationsfilm. Alicias lesbische Beziehung, denkbar dezent ins Bild gesetzt, bewog bis jetzt neun muslimische Staaten dazu, den Film zu verbieten.
Buzz Lightyear, ein kerniger Typ mit ausgeprägtem Kinn und markigen Worten, der bereits in »Toy Story« verulkt wurde, erlebt seine Heldendämmerung vom Einzelkämpfer zum Teamworker. Doch die Stationen seiner Erleuchtung werden durch das holprige Drehbuch wenig glaubhaft gemacht. Rasant inszeniert, aber stereotyp ist die an andern Sci-Fi-Epen, besonders »Star Wars«, orientierte Action. Spaß macht, neben dem händischen Improvisieren von Lightyears Helfern, ein ganz in der Disney-Tradition verhafteter tierischer Side-Kick, ein Roboterkater mit erstaunlichen Talenten.
Doch es stimmt nachdenklich, dass die Animation, die, mit fein strukturierten Bildern schrundiger Oberflächen – Lightyears Raumschiff gehört zum alten Eisen – zwar um Lichtjahre »echter« aussieht als im ersten »Toy Story«-Abenteuer, dem ersten vollständig computeranimierten Film. Doch die liebevoll detailreichen Vorgängerfilme boten weit mehr Augenschmaus als die monochromatischen Bilder interstellarer Unorte, von Witz und Charme ganz zu schweigen. Verglichen mit dem sonst vor Ideen sprühenden Pixar-Disney-Spielzeuguniversum steckt das vom Urfilm abgekoppelte Weltraumabenteuer in einer Sackgasse fest.
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