Starzplay: »Gaslit«

»Gaslit« (Serie, 2022). © Starz Entertainment/Hilary Bronwyn Gayle

© Starz Entertainment/Hilary Bronwyn Gayle

Hier spricht Martha

Eigentlich sollte man meinen, dass die Ära Nixon und nicht zuletzt der Watergate-Skandal in filmischer Hinsicht hinlänglich erschlossen sind. Von »Die Unbestechlichen« über Oliver Stones »Nixon« und erst vor einigen Jahren »The Secret Man« bis hin zu diversen Dokumentationen wurde der Fall über die Jahrzehnte aus den verschiedensten Perspektiven und mit unterschiedlichen Protagonisten im Zentrum unter die Lupe genommen. Doch auserzählt ist er offenbar immer noch nicht, wie nun »Gaslit« beweist.

Die siebenteilige Serie, verantwortet von Robbie Pickering (»Mr. Robot«), verzichtet darauf, Nixon selbst zu zeigen, und widmet sich dafür seinem weiteren Umfeld. John Dean (Dan Stevens) etwa, der Anfang der 1970er Jahre als Rechtsberater im Weißen Haus tätig ist, aber seine Nähe zum Präsidenten deutlich überschätzt. Früh wird er in die Pläne, ins Hauptquartier der Demokratischen Partei im Watergate-Gebäude einzubrechen, eingeweiht und ist nach der Verhaftung einiger der Täter mitverantwortlich für die Vertuschung, bevor er seine blinde Loyalität zu Nixon infrage zu stellen beginnt. Auch der recht fanatische Ex-FBI-Agent und Anwalt Gordon Liddy (Shea Whigham), der die illegalen Operationen im Umfeld des Präsidenten verantwortet, wird in den Fokus gerückt.

Und dann ist da natürlich Martha Mitchell, sehenswert gespielt von Julia Roberts und nicht nur deswegen in Sachen Marketing das Gesicht der Serie. Als Ehefrau des Justizministers John N. Mitchell (Sean Penn) ist die glamouröse Diva selbst eine prominente und vor allem unverblümte konservative Stimme, was mit Beginn der Enthüllung des Skandals zum Problem wird. Denn weil sie eine der wenigen Personen ist, die einen Bezug herstellen können zwischen dem Watergate-Einbruch, bei dem unter anderem ihr ehemaliger Leibwächter verhaftet wurde, und der Nixon-Regierung, wird sie nicht nur für die Karriere ihres skrupellosen Mannes zur Gefahr, sondern auch eine Weile gewaltsam von der Öffentlichkeit ferngehalten und im Zuge ihrer Enthüllungen in der Presse als alkoholkranke Irre dargestellt.

Hollywood widmet sich seit geraumer Zeit gern den historischen Biografien konservativer Frauen (»The Eyes of Tammy Faye«, »Mrs. America«), und in der Tat ist die Geschichte von Martha Mitchell und davon, wie mit ihr umgegangen wurde, eine bemerkenswerte. Deswegen ist es schade, dass sich »Gaslit« nicht mehr darauf konzentriert, sondern stattdessen den männlichen Figuren um sie herum genauso viel Platz einräumt.

Trotz eines überzeugenden Ensembles, des teilweise spannenden Plots und hervorragender Ausstattung, vielleicht auch weil die Vorlage ein Podcast (»Slow Burn«) war, wo ausufernde Kleinteiligkeit erwünscht ist, fehlt »Gaslit« der Mut zu Verdichtung und klarer Perspektive. Auch bleibt die Frage, warum sich für John N. Mitchell keine geeignetere Besetzung hat finden lassen als Sean Penn im Fatsuit und mit künstlicher Glatze.

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