Drei eilige Hinweise
Im Metropolis in Hamburg läuft eine erfreuliche Retrospektive, von der ich unerfreulich spät erfuhr: Das Kino zeigt eine Auswahl von Filmen des britischen Regisseurs Basil Dearden. Eine ausgefallene und vorzügliche Idee, denn Dearden war ein wirklich charismatischer Handwerker, eine heute kaum mehr besungene Säule des britischen Nachkriegskinos. Bemerkenswert ist überdies, was in Hamburg gezeigt und was nicht gezeigt wird.
Seine bekannteren Filme (»Die Herren Einbrecher geben sich die Ehre«, »Die Strohpuppe« und »Khartoum«) laufen ebenso wenig wie seine in ihrer Zeit anerkannten Klassiker (»Das Mädchen Sapphire«, »Victim / Der Teufelskreis«), dafür hat das Metropolis einen Gutteil des Frühwerks ausgegraben. Bis zum März kann man hier noch einige Perlen bergen. Gewiss, ein Rennen gegen die Zeit – aber davon handeln auch zahlreiche Filme Deardens. Ich würde heute gern ausführlich über den Regisseur schreiben, da ich mich im Laufe der letzten ein, zwei Jahre gründlicher mit ihm beschäftigt habe. Aber da ich mich momentan in Quarantäne befinde und nicht an diese Filmnotizen herankomme, muss ich Sie noch vertrösten. Falls Sie in der Gegend sind – die Sturmflut hat sich inzwischen ja gelegt – ermutige ich Sie, diesen Filmemacher auf der Leinwand zu entdecken.
Da wir kinematographisch gerade in England sind (und dort auch bis zum Schluss bleiben werden), möchte ich noch zwei weitere Ereignisse anzeigen. Das Filmarchiv Austria präsentiert im schönen Metro zwischen dem 4. Februar und dem 2. März die von Olaf Möller und Florian Widegger kuratierte Reihe "Im Banne des Unheimlichen – Mit Edgar Wallace im Kino". Hier ist interessant, was zu erwarten war und zudem läuft. Natürlich könnte ich jetzt über die Verfilmungen von Alfred Vohrer, Harald Reinl und Co. schreiben, die im Fernsehen rauf und runter laufen. Aber warum sollte ich? Vielmehr hoffe ich, rasch die entlegeneren Titel zu sehen, namentlich frühe englische Tonfilme und frühe deutschsprachige von Carl Lamac. Mal schauen, ob und wann ich sie zu sehen bekomme.
Schwaden des Londoner Nebels legen sich schon zwei Tage zuvor über Wien. Im Konzerthaus wird am 2. Februars Regine Ahrems Hörspielbearbeitung von »Der Mieter«, Alfred Hitchcocks erstem großen Stummfilm, zur Aufführung gebracht. Sie ist Teil ihrer Serie "Hollywood on Air", über die ich an dieser Stelle schon mehrfach schrieb. Wie vergnüglich und lebhaft die szenische Umsetzung dieser Radioarbeiten sein kann, habe ich in dem Beitrag "Hörkino zum Sehen" vom 21. 1. 2016 darzulegen versucht, wo es um Ahrems Version von Hitchcocks »Verdacht« ging. Meine heutige Empfehlung (falls Sie in Wien sein sollten, von wo in den letzten Tagen keine Sturmwarnungen ausgegeben wurden) geht wiederum mit einer Vertröstung einher, allerdings einer kurzfristigen: Ich schreibe morgen über Hitchcock on air.
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