Kritik zu Jack and the Giants

© Warner Bros.

2013
Original-Titel: 
Jack the Giant Slayer
Filmstart in Deutschland: 
14.03.2013
L: 
114 Min
FSK: 
12

Und es sind noch viele weitere angekündigt: Bryan Singer (»X-Men«) versucht sich im neuen Genre des Fantasy-Action-Spektakels, das Märchen, Horror und Action in 3D zusammenbringt

Bewertung: 3
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Zeit für eine Gutenachtgeschichte. Zu Beginn von Bryan Singers 3D-Fantasy-Spektakel »Jack and the Giants« kommt die Literatur zu ihrem Recht. Zwei Kinder, der Bauernsohn Jack (Nicholas Hoult) und die Prinzessin Isabelle (Eleanor Tomlinson), hören am selben Abend dieselbe Geschichte von den Riesen, die einst wie die Maschinen in »Terminator 2« die Erde terrorisierten. Sie lebten über den Wolken, waren aber mit der Erde durch eine kilometerlange Bohnenranke verbunden. Erst König Erik der Große (»Erik der Schreckliche« für seine Feinde) machte dem Spuk ein Ende. Was er mit ins Grab nahm, waren magische Bohnen, mittels derer die Büchse der Pandora sich jederzeit wieder öffnen könnte.

An der Eröffnung des Films haben Darren Lemke, Christopher McQuarrie und Dan Studney (Drehbuch) sowie Darren Lemke und David Dobkin (Story) mitgearbeitet. Ein Shakespeare, ein Genie der Exposition, war nicht unter den Autoren. Behäbig erzählt, entfaltet sich in leblosen computeranimierten Rückblenden die Vorgeschichte des Films und die sich anbahnende Liebe zwischen den nunmehr erwachsenen Jack und Isabelle. Jack aus dem fiktiven mittelalterlichen Dorf Cloister ist auf dem Markt, um sein Pferd zu verkaufen. Ein Mönch erwirbt das Tier, als Vorschuss auf die Kaufsumme übergibt er Jack ein paar (magische!) Bohnen: »Lass sie nicht nass werden.« Da der komplett in 3D gedrehte Film vom englischen Märchen »Jack And The Beanstalk « (»Hans und die Bohnenranke«) und von der düsteren Geschichte »Jack The Giant Killer« inspiriert ist, folgt die Katastrophe auf dem Fuß. Eine gigantische Bohnenranke wächst in den Himmel, durchstößt die dunklen Wolken und schafft einmal mehr die Verbindung zwischen dem Bösen da oben und den Hilflosen da unten. Zu allem Unglück trägt die entfesselte Natur die Prinzessin hinweg. Ein Suchtrupp verfolgt ihre Spur, darunter die treuen Gefährten des Königs (Ian McShane) namens Elmont (Ewan McGregor) und Crawe (Eddie Marsan), Isabelles ungeliebter, aasiger Verlobter (Stanley Tucci) und dessen fieser Handlanger Wicke (Ewen Bremner).

Es ist schon fast eine halbe Stunde vergangen, und erst jetzt findet der angeblich fast 300 Millionen Dollar teure, in den USA nur mäßig erfolgreiche Film seine Balance: zwischen Komödie und Action, Computereffekten und realer Schauspielerei. McGregor und Hoult verkörpern ein Paar wie Jedi-Master und Padawan. McGregor als Elmont ist ein Mann starker Worte, gerade dem gewaltsamen Tode entronnen, gibt er kokett preis: »Ich hatte alles im Griff.«

Newton Thomas Sigels Kamera zeigt die Welt über den Wolken, Gantua, als starken Kontrast zur grünen englischen Idylle unten, sie ist von schroffen Felsformationen und heidnischen, wasserspeienden Statuen geprägt. Hier leben kantige Gesellen, Riesen wie Donnerkeile, denen Bryan Singer, weltberühmt durch die »X-Men«, individuelle Züge zugesteht. Sie sind wendig und schnell, und sie essen Menschen, was für die Opfer doppelt grausam ist, schauen die doch in ihren letzten Augenblicken in einen Schlund voll faulender Zähne. Keine Hygiene, nirgends.

Die Worte »Fee-fi-fo-fum/Ich rieche Menschenfleisch« im Märchen haben viele englische Kinder mit wohligem Grusel gehört. In einer der schönsten Szenen des Films arbeitet ein kulinarisch versierter Riese daran, Elmont in eine Teigrolle zu wickeln und schön durchzubraten. Der Horror hat seine unterhaltsamen Seiten. Das gilt auch für den Riesen-General Fallon, der gleich zwei Köpfe besitzt; der kleinere ist ein Obszönitäten ausspuckender Sidekick.

Zu großer Form läuft Singers Film auf, nachdem Fallon wie Shakespeares Heinrich V. seine Soldaten auf bedingungslose Offensive (»Vorwärts und abwärts!«) einschwört. Die kriegerischen Auseinandersetzungen, die sich auf der Erde zutragen und weder Dorf noch königliches Schloss verschonen, sind großes Kino, ein so noch nicht gesehenes Schlachtenfest fürs Auge, visuell veredelt durch 3D. Es ist die alte Geschichte von David gegen Goliath, vom Jedermann Jack, der sich zum Helden steigert. Singer inszeniert das wie einen Wirbelsturm, in dem die Menschen unterzugehen drohen. Das Feuerwerk der Effekte am Ende entschädigt für den merkwürdig verkrampften Anfang des Films. Wie die Engländer sagen: »Better late than never.«

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