Kritik zu The International Criminal Court

© Bukera Pictures

2012
Original-Titel: 
The International Criminal Court
Filmstart in Deutschland: 
02.05.2013
L: 
86 Min
FSK: 
keine Beschränkung

122 Staaten sind dem Abkommen für einen Internationalen Strafgerichtshof bisher beigetreten. Der Film von Marcus Vetter und Michele Gentile stellt dessen Arbeit und derzeitigen Chefankläger Moreno Ocampo vor

Bewertung: 3
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Mit der Öffentlichkeit hat der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag weniger Probleme als das Münchner Oberlandesgericht im Fall Zschäpe. Schon seit langem werden die Prozesse des 1998 gegründeten Tribunals als Videostream im Internet übertragen, damit Betroffene in aller Welt dabei sein können, wenn ihren Peinigern der Prozess gemacht wird. Ab und zu darf ein Filmteam dann auch hinter die Kulissen blicken. Heidi Specogna etwa, deren Dokumentarfilm Carte Blanche (2011) das Verfahren des ICC gegen den zentralafrikanischenen Rebellenführer Jean-Pierre Bemba begleitet hat und dabei zeigt, auf welch schwierigem Grund das Gericht arbeitet.

In The International Criminal Court sind Luis Moreno Ocampo und sein Team erneut auf der Leinwand. Wieder hat der Film einen dokumentarischen Ansatz. Diesmal geht es um die erste Anklage des ICC überhaupt in den Jahren 2009 bis 2012 gegen den kongolesischen Milizenführer Thomas Lubanga Dyilo wegen Rekrutierung und Einsatzes von Kindersoldaten. Daneben kommen mit geplanten Klagen wegen der israelischen Angriffe auf Gaza und Verbrechen des ehemaligen Regimes in Libyen auch zwei Fälle vor, die es bisher nicht vor das Tribunal schafften. Die Libyer wollen den überlebenden Gaddafi-Sohn Saif lieber selbst aburteilen; im Fall Palästinas zog sich das Ringen um Aufnahme in die UNO (Voraussetzung für die Anerkennung als Staat im Sinne des Statuts und die Klagemöglichkeit beim ICC) so lange hin, dass es die Drehzeit des Films sprengte und jetzt nur als kontrapunktische Parallelaktion im Hintergrund vorkommt. Dabei war diese Möglichkeit einer palästinensischen Klage angeblich das Bonbon, mit dem Filmemacher Marcus Vetter zum Projekt gelockt wurde. Laut Angaben der Produktion hatte Moreno Ocampo Das Herz von Jenin von Marcus Vetter bei einer Friedensgala gesehen und daraufhin den Regisseur gefragt, ob er nicht ein Stück über ihn und den ICC drehen wolle.

Im Prinzip eine Auftragsarbeit also, auch wenn man Vetter und Koregisseur Gentile deshalb keineswegs Abhängigkeit unterstellen sollte. Es ist wohl eher eine Art Gleichgesinntheit. Nicht nur wegen der vielen Statements Moreno Ocampos sieht The Court dann wirklich nach einem Imagefilm für den ICC und den Chefankläger aus. Dabei ist es (im Unterschied zu Specognas Film) offenbar weniger beabsichtigt, die Kleinarbeit von Ermittlung und Zeugensuche nachvollziehbar und verständlich zu machen, als vielmehr die Sinnhaftigkeit des Tuns und das Engagement der Akteure in widrigem Umfeld möglichst packend heraufzubeschwören. Das gipfelt in kaum erträglichen Szenen brutaler Menschenrechtsübergriffe und einer von der Kamera ausgiebig bezeugten Stippvisite Angelina Jolies im Headquarter. Bild- und Tonmontage sind mehr illustrativ als beobachtend, was besonders die Gesprächs- und Gerichtsszenen bestimmt. Rätselhaft, warum ausgerechnet eine Gaddafi-Rede fast die einzige längere ungeschnittene Passage ist. The Court wurde mit Blick auf das berüchtigte »große Publikum« produziert. Das sei Film und Thema gegönnt. Aber ob ausgerechnet unmotivierte Luftaufnahmen und protziges Sounddesign das interessierte Publikum ins Kino treiben?

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