Kritik zu Midway – Für die Freiheit

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Rasante Sturzflüge, Männer, die alles geben, und strategisch nicht so clever aufgestellte Japaner: Katastrophenspezialist Roland Emmerich hat die entscheidende Schlacht im Pazifik neu in Szene gesetzt. Vieles musste der Computer regeln

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Es ist seltsam, dass es gerade die aus dem Ausland stammenden Regisseure sind, die in Hollywood den Patriotismus befeuern. Wolfgang Petersen hat das in »Air Force One« getan, und Roland Emmerich ließ in seinem »Independence Day« den Präsidenten höchstselbst als im ersten Golfkrieg erfahrenen Kampfflieger gegen die Aliens das Cockpit besteigen. Nun, der Präsident spielt in seinem neuesten Spektakel »Midway – Für die Freiheit« keine Rolle, aber Heldenmut und Opferbereitschaft durchaus.

Was die US Navy in den Tagen der Schlacht von Midway, vom 4. bis 7. Juni 1942, durchaus gebraucht haben dürfte, denn in diesem Kampf kam den Amerikanern die Rolle des David zu, hatte die amerikanische Marine doch einen nicht unbeträchtlichen Teil der Pazifikflotte beim Angriff auf Pearl Harbor im Dezember 1941 verloren – allerdings nicht ihre auf See befindlichen Flugzeugträger. Und so beginnt »Midway« folgerichtig mit dem japanischen Überraschungsangriff auf Pearl Harbor und mit der Einsetzung eines neuen Flottenadmirals, Chester Nimitz, den Woody Harrelson mit blondgrauer Perücke und im tongue-in-cheek-Modus verkörpert.

Die eigentliche Hauptfigur des Films aber ist ein Flieger, Lieutenant Dick Best (Ed Skrein), ein todesmutiger Hasardeur, dem in der Luft und beim Angriff auf den Gegner sein eigentliches Leben egal zu sein scheint. Den Familienmenschen zu Hause nimmt man ihm nur schwer ab – aber Zwischentöne waren noch nie die Sache von Roland Emmerich. Die Konzentration auf die Jägerpiloten ist der Kniff von Emmerichs Neuverfilmung, und leider kein wirklich innovativer (wenn man an »Luftschlacht an England« denkt, zum Beispiel); die Figurenkonstellation kam so ähnlich schon in »Schlacht um Midway« (1976) von Regieroutinier Jack Smight vor, einem All-Star-Vehikel mit Henry Fonda als Nimitz. Und der über 40 Jahre alte Film hat einen großen Vorteil: Er nimmt sich die Zeit zu erklären, wie die US-Kryptoanalytiker die Funksprüche der Japaner dechiffrierten und sie mit gefakten Nachrichten in die Falle lockten. Kriege werden auch in der Etappe entschieden.

Emmerich ist dann in seinem Element, wenn es zur eigentlichen Schlacht kommt, und entfacht ein regelrechtes CGI-Gewitter. Eindrucksvoll sind ihm die Sturzflüge geraten, eine Kakophonie aus Mündungsfeuer, in der Luft explodierenden Granaten und atemberaubender Geschwindigkeit. Smight musste sich da noch mit Archivaufnahmen, Szenen aus anderen Kriegsfilmen wie »Tora! Tora!« und Rückprojektion behelfen – was aber auch seinen Charme hatte. In den Sequenzen, in denen ganze Schiffe zu sehen sind, wirken Emmerichs CGI-Effekte allerdings seltsam steril.

Zu diskutieren, ob ein Kriegsfilm anti oder pro sei, ist gerade in den letzten Jahrzehnten, sagen wir: nach »Apocalypse Now«, müßig geworden. Man kann Emmerich hohles Pathos vorwerfen, wenn er die Coolness seiner Figuren herausstellt. Schlimmer aber wiegt, dass der Krieg bei ihm ziemlich clean und ehrenhaft und überhaupt nicht schmutzig ist.

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