12. Lichter Filmfest – Regional und international
»Erde« (2019). Regie: Nikolaus Geyrhalter
Am 26. März beginnt das Lichter Filmfest in Frankfurt
Das Lichter Filmfest Frankfurt International verbindet, nun schon zum 12. Mal, Regionales mit Nationalem und Internationalem. Von Anfang an gehörte auch eine ausgefallene Location als Festivaltreffpunkt dazu. Waren es in vergangenen Jahren verlassene Bürogebäude wie die Diamantenbörse oder das Foyer des schon stillgelegten »Turm-Palast«-Kinos, so ist es in diesem Jahr die Off-Location »TOR Art Space« in der Allerheiligenstraße. Dort hat auch die Videokunst-Ausstellung des Lichter-Filmfests ihre Unterkunft. Die virtuelle Realität dagegen findet in der Naxoshalle statt, wo die Zuschauer im Kino mit VR-Headsets die fünf besten Filme von 90 eingereichten um den LICHTER VR Storytelling Award genießen kann.
Thema: Natur
Das internationale Programm steht seit Jahren unter einem Motto. In diesem Jahr heißt es: Natur. Die Festivalmacher wollen damit auf eine »der gesellschaftspolitisch drängendsten Fragen unserer Zeit« aufmerksam machen, wie Festivalleiter Gregor Maria Schubert betont. Klassische Naturfilme werden nicht dabei sein, wie Johanna Süß, die das Programm kuratiert hat, betont, sondern Filme, die die Interaktion zwischen Mensch und Natur thematisieren. Etwa »Erde« von Nikolaus Geyrhalter. Der Regisseur beobachtet die Umgestaltung der Erde an sieben Orten, etwa die riesige Baustelle des Brenner-Tunnels oder die Steinbrüche Carraras. Geyrhalter hat mit den Arbeitern vor Ort gesprochen, die mitunter vom Krieg gegen die Natur sprechen, aber auch erstaunlich poetisch von ihr erzählen können. »Erde« lief im diesjährigen Forum der Berlinale, die Ökumenische Jury hat ihm ihren Preis für diese Sektion verliehen. In »Aquarela« von Viktor Kossakovsky und in »Anote's Ark« von Matthieu Rytz geht es um Wasser. Führt ersterer die geballte Kraft des Wassers vor, indem er zeigt, wie Eisberge im Wasser versinken oder heftiger Regen über Florida hinwegpeitscht, so dokumentiert der zweite den im Meer versinkenden Inselstaat Kiribati.
Zu den Highlights der »Natur«-Sektion, die auch »Nuestro Tiempo« von Carlos Reygadas oder »Buy Me a Gun« von Julio Hernández Cordón umfasst, gehört »High Life« von der französischen Regisseurin Claire Denis: einer der abgedrehtesten Science-Fiction-Filme aller Zeiten. Eine Raumstation wird bevölkert von Verbrechern, die auf dem Weg sind zu einem Schwarzen Loch. Es geht auch um Autarkie, und wie die Besatzung sich von selbst Angebautem ernährt. Das Interieur der Raumstation ist verfallen, die Raumanzüge sehen aus wieselbst genäht, und die Einrichtung wirkt, als hätte sie ein Designer der siebziger Jahre entworfen. Die glänzenden Oberflächen anderer SciFi-Filme interessieren Denis nicht, ihr geht es um die Selbstzerstörung einer Gruppe.
Eine der großen Entdeckungen in Cannes war im letzten Jahr »Border« von Ali Abbasi nach einem Drehbuch von John Ajvide Lidqvist (»So finster die Nacht«). Im Mittelpunkt steht die Grenzbeamtin Tina. Ihr seltsam geschwollenes Gesicht, ihr bohrender Blick und ihre körperliche Kraft verleihen der jungen Frau etwas Animalisches. Tina hat zudem eine besondere Fähigkeit: Sie kann die Angst, Scham und Wut anderer Menschen wittern. Ihr Talent macht sich der schwedische Grenzschutz erfolgreich zunutze, um Kriminelle aufzuspüren. Dennoch fühlt sich Tina seltsam fremd unter ihren Mitmenschen und lebt einsam und naturverbunden als Außenseiterin in den Wäldern.
Made in Hessen
Das regionale Programm besteht aus Werken aus dem Filmland Hessen. Eine Weltpremiere ist der neue Film von Lilo Mangelsdorff, »Monowi Nebraska«, über einen Ort im amerikanischen Nirgendwo, in dem es nur noch eine Einwohnerin und einen Imbiss gibt. Die Brüder Lauenstein, die in Kassel studiert haben, präsentieren bei LICHTER ihren neuen Animationsfilm »Die sagenhaften Vier«. Und in »Atlas« erzählt der Regisseur David Nawrath eine Vater-Sohn-Geschichte, die sich unter dem Druck einer kriminellen Entmietung in Frankfurt zu einem spannenden Thriller verdichtet. Zum regionalen Wettbewerb gehört auch der Dokumentarfilm »Yves' Versprechen« von Melanie Gärtner, ein ungewöhnlicher Flüchtlingsfilm.
Für den besten Film im regionalen Wettbewerb gibt es den legendären Weißen Bembel, über den die Schauspielerin Jenny Schily, die Regisseurin Susanne Heinrich (Gewinnerin des Max-Ophüls-Preis 2019 für den Film »Das melancholische Mädchen«) und die Verleiherin Birgit Gamke (Die FilmagentInnen) befinden.
Im letzten Jahr hat das Lichter Filmfestival mit einem Kongress zur Zukunft des deutschen Films einen Diskussionsprozess losgetreten, der seine Fortsetzung unter anderem auf der diesjährigen Berlinale fand. Da ist es nur folgerichtig, dass es wieder, nun auch schon im dritten Jahr, die Sektion »Zukunft Deutscher Film« gibt, mit neuen deutschen Filmen. Es laufen unter anderem »Oray« von Mehmet Akif Büyükatalay, der auf der Berlinale den Preis für den besten Nachwuchsfilm gewann, »Das melancholische Mädchen« von Susanne Heinrich und »Dreißig« von Simona Kostova.
Für Diskussionsstoff dürfte auch »Wintermärchen« von Jan Bonny sorgen, die Innenansicht einer rechtsradikalen Terrorzelle, die in Locarno im letzten Jahr ihre Premiere hatte. Jan Bonny wird sich am 29. März in der epd-Film-Reihe Reihe »Was tut sich – im deutschen Film« den Fragen von Moderatorin Diemut Roether stellen, in einer Kooperation mit dem Deutschen Filmmuseum, wo das Gespräch stattfindet, und dem Lichter Filmfest.
Verlosung
Für die Aufführung von »Border« verlosen wir zusammen mit dem LICHTER Filmfest 3 x 2 Freikarten für den Film. »Border« läuft am 30.03 um 22:30 Uhr im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt am Main. Weitere Infos zur Veranstaltung gibt es hier.Um teilzunehmen schicken Sie uns einfach eine eMail mit Ihrer Adresse und dem Betreff »Grenzlichter« an
Einsendeschluss ist der 27.03.19.
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