Kritik zu Frau Mutter Tier
Von Superfrauen und anderen: Felicitas Darschin verfilmt Alexandra Helmigs Bühnenstück über die modernen Schieflagen des Mutterseins
Kinder erblicken permanent das Licht der Welt. Sie schreien und wollen gefüttert werden, das war früher so und wird auch so bleiben. Und deshalb stellt sich auch immer wieder die Frage, wie Mütter ihren Lebensstil in modernen Partnerschaften definieren. Drei solcher Frauen, bei denen die Aufzucht des Nachwuchses mit der Selbstverwirklichung auf unterschiedliche Weise kollidiert, beobachtet die Komödie »Frau Mutter Tier«. Marie (Julia Jentsch) könnte die Dinge eigentlich entspannt angehen. Sie ist Hausfrau bzw. »Vollzeitmutter«, wie man heute sagt. Doch der alltägliche Einkauf im Bio-Supermarkt, der Versuch, für ihren Mann sexy zu erscheinen und die Begegnung mit anderen Mamas auf dem Spielplatz zerren an ihrem Nervenkostüm. Burnout durch Mutterschaft?
Nicht entspannt ist auch die 22-jährige Tine (Kristin Suckow). Für die Alleinerziehende ist das Kleinkind ein Hindernis bei der Partnersuche. Am meisten Stress hat die 40-jährige Nela. Als ehrgeizige Karrierefrau hat sie viel um die Ohren, muss aber zu Hause permanent mit ihrem deutlich jüngeren und nachhaltig verpeilten Mann debattieren, weil der ihr nicht den Rücken freihält. Gespielt wird sie von Alexandra Helmig, die ihr gleichnamiges Bühnenstück zusammen mit Rudi Gaul für die Leinwand adaptierte. Die theaterhafte, episodische Struktur der Vorlage versucht Felicitas Darschin mit ihrer Regie aufzubrechen, indem sie die Frauen zwischendurch immer wieder in Zeitlupe auf einem Trampolin springen lässt.
Die Anmutung eines Fernsehfilms können die Porträts dreier Mütter am Rande des Nervenzusammenbruchs in dieser bemühten Wohlfühlkomödie leider nicht abstreifen. Der Stoff hat zwar humorvolles Potenzial. Situationskomische Verwicklungen zwischen Dinkel, Dünkel und Lifestyleterror erzeugen den einen oder anderen Lacher. Scheitert beispielsweise Tines Suche nach einem Kindergartenplatz, weil sie als Unterschichtfrau noch nichts von »pränataler Kita-Anmeldung« gehört hat, so spießt der Film Absurditäten einer abgehobenen Bürokratisierung der Pädagogik auf.
Solche pointierten Einzelbeobachtungen fügen sich aber nicht zu einem stimmigen Gesamtbild. So haben die thesenartig bleibenden Geschichten der drei Frauen wenig Bezug untereinander. Ihre Charaktere werden auch nicht zum Leben erweckt. Das mag daran liegen, dass eine der drei Hauptfiguren in einer Werbeagentur arbeitet. Die Darstellung dieses Berufsalltags bleibt in Filmen meist so formelhaft wie in »Frau Mutter Tier«. So kann Nela, obwohl sie im Büro die taffe Businessfrau gibt, sich zu Hause nicht gegen die Schwiegermutter durchsetzen, die ihren Enkel verwöhnt. Eine berufstätige Frau, die sich aus konservativer Sicht vorhalten lassen muss, sie wäre eine egoistische Rabenmutter? Hat man in unzähligen Degeto-Klamotten mit Christine Neubauer gesehen. Nicht minder blass bleibt Julia Jentsch als Frau, die an dem Anspruch scheitert, eine Supermutti nach ökologischen Liftstyle-Kriterien zu werden. Französische Komödien über Mütter zwischen Beruf und Kindererziehung wirken nie so angestaubt und angestrengt. Woran das wohl liegt?
Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns