Kritik zu Stiller Kamerad
Leonhard Hollmann beobachtet Menschen, die nach der Rückkehr von Bundeswehrauslandseinsätzen im Umgang mit Pferden ihre posttraumatische Belastungsstörung kurieren
Seit die Bundeswehr wieder Auslandseinsätze leistet, kehren aus Krisengebieten auch verletzte deutsche Soldaten zurück. Ihre Verwundungen sind nicht immer sichtbar. Posttraumatische Belastungsstörung nennt man psychische Erkrankungen, die auf unverarbeitete Erlebnisse in Kampfeinsätzen zurückgehen. Zwei Soldaten und eine Sanitäterin, die darunter leiden, hat Leonhard Hollmann mit der Kamera begleitet. Einer von ihnen nimmt das Filmteam zunächst mit in ein Bundeswehrkrankenhaus. Die Heilungsbemühungen der Armee, so wird dabei deutlich, fruchten nicht. In der kasernierten Klinik sieht der Patient im Therapeuten nur den Vorgesetzten. Psychische Gesundung, so das Dilemma, soll in dieser hierarchischen Beziehung nach dem Muster der Befehlserteilung an einen Untergebenen erfolgen.
Einen anderen Ansatz verfolgt Claudia Swierczek mit ihrer »Pferdegestützten Psychotherapie«. Der Erfolg ihrer Methode ist wissenschaftlich nicht erwiesen. Deswegen müssen Patienten die Behandlung selbst zahlen. Pferde, so die These der Psychologin, seien »Körpersprachenexperten«. In der Interaktion mit den Vierbeinern würden Menschen lernen, ihr gestörtes Verhältnis zu anderen und zu sich selbst zu korrigieren. Obwohl der Ansatz nahtlos in eine esoterische Weltanschauung übergeht, zeigt der Film, wie tief verletzten Menschen geholfen wird. Sanitäterin Mandy, die nicht darüber hinwegkam, dass im Kosovo Kinder verkauft werden, und Roman, der nicht verkraftete, einen Menschen zu töten: Man lernt sie im Film gut genug kennen, um zu sehen, dass sie zur Ruhe kommen. Dem introvertierten Oliver gelingt am Ende gar wieder ein Fallschirmsprung – ein pointierter Schluss. Mit der ausführlichen Dokumentierung der Einschläferung eines altersschwachen Gauls nehmen Tiere zuweilen einen etwas dominanten Raum ein. Abgesehen von dieser gefühligen Tendenz, die durch Musik unterstrichen wird, gelingen Hollmann interessante Einblicke in unbekannte Bereiche des soldatischen Alltags. Allein der Titel »Stiller Kamerad« weckt merkwürdige Assoziationen.
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