Kritik zu Meine teuflisch gute Freundin
Ein bisschen böse schadet nichts: In Marco Petrys Schülerkomödie greift eine junge Teufelin ins beschaulich-provinzielle Coming-of-Age ein
Die Hölle ist ein langweiliger Ort, wenn man darin aufgewachsen ist. Die 14-jährige Lilith (Emma Bading) nämlich ist die Tochter des Satans. Sie will endlich raus ins Leben und zu echten Menschen richtig böse sein. Daddy (Samuel Finzi) hat Zweifel, aber natürlich bietet er als gelernter Mephisto einen Pakt an: Sie muss die gutmütigste Tochter der liebenswertesten Familie in der langweiligsten Provinz zu unmoralischen Schandtaten verleiten, ansonsten heißt es für immer und ewig in den Höllenarchiven Akten abstauben. Greta Bimstein (Janina Fautz) ist von herzensgutem Wesen und lebt samt Familie in einem idyllischen Haus mit Garten. Die Mutter (Alwara Höfels) trägt Latzhosen und fertigt unförmige Strickkleider. Der Vater (Oliver Korittke) baut Gemüse an und spielt den Karotten wachstumsförderndes Liedgut vor. Immerhin schwärmt die Zielperson heimlich für den Schulschönling Carlo (Emilio Sakraya), dem Lilith 200 Euro verspricht, wenn er Greta das Herz bricht. Aber derweil beginnt der coole Skaterknabe Samuel (Ludwig Simon) Interesse für die neue Mitschülerin zu entwickeln.
Die Gleise sind verlegt für recht überschaubare Verwicklungen, die darauf hinauslaufen, dass die Müslitochter ein kleines bisschen böser und die Nachwuchsteufelin ein kleines bisschen netter und beide zusammen gute Freundinnen werden. Marco Petrys »Meine teuflisch gute Freundin« ist ein typisch deutscher Schülerfilm, wie sie alle Jahre wieder zur Zeugnisvergabe in die Kinos gepumpt werden. Aber anders etwa als ältere Beiträge wie Petrys »Schule« (2000) oder Dennis Gansels »Mädchen, Mädchen« (2001) versucht dieser Film erst gar nicht, an der Realität des Jugendlebens anzudocken, sondern bewegt sich in einem aseptischen Fantasie-Setting, in dem die überaus einfältige Plotkonstruktion aufgebaut wird. Richtig böse wird die Angelegenheit trotz diabolischer Versprechungen nie, auch wenn Emma Bading, die gerade in »1000 Arten Regen zu beschreiben« weitaus überzeugender agierte, noch so sehr ihre Blicke digital entflammt.
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