Kritik zu Bridget Jones' Baby

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Nach dem vermeintlichen Happy End in »Bridget Jones 2« ist die tollpatschige Londonerin wieder Single und so umtriebig wie gewohnt

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Ein Dutzend Jahre nach »Bridget Jones – Am Rande des Wahnsinns« hat die Heldin zumindest zwei Ziele abgehakt. Sie ist schlank, und sie hat Karriere als TV-Produzentin gemacht. Nur Mr. Darcy ist ihr abhandengekommen. Aber von wem ist dann ihr bereits im Filmtitel anvisiertes Baby? War's der unvermeidliche Ex, dem Bridget bei gesellschaftlichen Anlässen über den Weg läuft? Oder der samtäugige Internetmillionär Jack? Der alerte Märchenprinz bringt Aschenputtel Bridget, wenn schon nicht einen diamantbesetzten Pump, dann doch wenigstens ihren verschlammten Gummistiefel zurück, den sie nach einer betrunkenen Festivalnacht in seinem Glamping-Zelt zurückgelassen hatte. So ist die Handlung dieses Frauenmärchens, in dem zwei potenzielle Väter um die Gunst der Schwangeren kämpfen, zwar um den »Mama's Baby, Papa's Maybe«-Zweifel herumgebaut. Kein Zuschauer aber würde ernsthaft Wetten darauf abschließen, wer Bridgets neuerliche Gewichtszunahme zu verantworten hat. Der rettende Hafen ist in der vorhersehbaren Handlung bald erkennbar – der Weg dorthin aber oft hinreißend witzig, was bei einem Nachzüglerfilm doch erstaunt.

Sharon Maguire, die im ersten »Bridget Jones«-Film 2001 Regie führte, und Romanautorin Helden Fielding, die mit Emma Thompson das Drehbuch schrieb, lassen nicht nur Bridgets gewohnte Lebensbegleiter Revue passieren, sondern auch ihre Macken, die hinter der Fassade einer souveränen Mittvierzigerin hervorlugen. So wirkt der Filmbeginn, in dem die 43-Jährige einsam und selbstmitleidig ihren Geburtstag begießt, noch wie eine hängengebliebene Schallplatte. Doch das Bewährte wird clever modernisiert; Bridget bekommt es jetzt mit bärtigen Hipstern und knallharten Jungmanagerinnen zu tun. Timing, Pointen und Charaktere erweisen sich als fast so leicht und treffsicher wie im ersten Film, in dem sich die Komik aus den Figuren entwickelte statt wie in Nr. 2 aus Bridgets unglaubwürdigen Klein-Doofi-Aktionen. Diesmal stoßen ihr die Dinge wieder zu und erzeugen jene unbeholfenen und herzigen Reaktionen, die den Charme der unverwüstlichen Katastrophenfrau ausmachen.

Allerdings wirkt Renée Zellweger, über deren neues Gesicht schon viel gelästert wurde, nicht mehr mädchenhaft-niedlich, sondern mit ihrer starren Mimik eher irritierend. Als verkörperte Uncoolness und tapsig-ehrliche Heldin im Dauerkonflikt mit schmallippiger Upper Class, mit ihren Ängsten und ihrer Libido bleibt der Rollencharakter dennoch eine Klasse für sich. Wie Bridget bekommt Zellweger überdies Unterstützung von Nebendarstellern wie Thompson als sarkastischer Gynäkologin und Colin Firth – wie gehabt perfekt – als seriösem Anwalt, der zum Lachen in den Keller geht und von der sexy-chaotischen Bridget ebenso befremdet wie angetörnt ist. Nebenbei ist die Komödie eine muntere Satire auf das TV-Infotainment, wo hinter und vor allem vor den Kameras der Blödsinn blüht. Mit dem sich gelegentlich hysterisch hochschraubenden Herumgealber von Bridget und ihren Spießgesellinnen erzeugt der Film zudem eine weibliche Unbefangenheit und Intimität, die ihn vor sonstigen Frauenkomödien auszeichnet.

... Interview mit Schauspielerin Renée Zellweger

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