Kritik zu Mit besten Absichten
In ihrer zweiten Regiearbeit nach »Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt« verhandelt Lorene Scafaria ein weiteres Mal die Wichtigkeit von Freunden und Beziehungen fürs – diesmal etwas längere – Lebensglück
Es hätte leicht die bissige Abrechnung einer erwachsenen Tochter werden können, mit einer Mutter, die sich penetrant in ihr Leben einmischt. Die Schauspielerin und Regisseurin Lorene Scafaria aber liefert mit »Mit besten Absichten« eine liebenswert warmherzige Komödie über die Probleme, die Mütter und Töchter miteinander haben können. Ganz offenbar hat sie dabei eigene widersprüchliche Gefühle filmtherapeutisch verarbeitet. Tatsächlich soll Scafarias Mutter nach dem Tod des Vaters an jedem einzelnen Drehtag ihres Regiedebüts von 2012, »Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt«, aufgetaucht sein. Statt nun in ihrer zweiten Regiearbeit vom Leder zu ziehen, versöhnt Scafaria mit ebenso zärtlichem wie scharfsinnigem Blick die alltäglichen Frustrationen mit den besten Absichten, Trauerarbeit und Familientherapie mit Liebeserklärung und Lebenskunst. Das hat sehr viel mit dem Drehbuch zu tun, in dem Scafaria die Figur einer Drehbuchautorin als Stand-in ihrer selbst verwendet. Und wahrscheinlich noch mehr mit den Schauspielern, die Scafarias Dialoge mit Witz und Wärme füllen. Das gilt insbesondere für Susan Sarandon, die in der Rolle der Mutter zugleich lebensklug und auf subversive Weise cool und herzlich spielt. Aber auch Rose Byrne als gebeutelte Tochter und J. K. Simmons als amüsiert anteilnehmender Beobachter am Rande tragen dazu bei, dass der Film sich nicht mit oberflächlichen Spitzen zufriedengibt, sondern auf eine tiefe Menschlichkeit zielt.
Nach dem Tod ihres Mannes hat Marnie (Susan Sarandon) jede Menge Zeit und Geld zur Hand. Nicht ganz uneigennützig verlagert sie ihren Lebensmittelpunkt von New Jersey nach Los Angeles, wo sie die Lücke, die ihr Mann hinterlassen hat, entschlossen mit den Problemen ihrer erwachsenen Tochter Lori (Rose Byrne) füllt. Doch Marnies Einmischungen sind von so viel Hingabe, Lebensfreude und Enthusiasmus geprägt, dass man sie einfach lieben muss. Dass sie ihrer Tochter damit gründlich auf die Nerven geht, gehört zu den Risiken und Nebenwirkungen familiärer Beziehungen: »Du hättest anrufen sollen!«, wirft Lori ihrer Mutter vor, die mal wieder mit einer Tüte Bagels in ihrer Wohnung steht. »Habe ich doch!«, erwidert die trocken, nur um mit der Replik »Ja, aber ich bin nicht drangegangen!« konfrontiert zu werden.
Doch so leicht lässt sich die energische Mutter natürlich nicht von der Mission abbringen, ihrer frisch getrennten Tochter mit Rat, Tat und Nahrungsmitteln zur Seite zu stehen. Und wenn es der Tochter dann doch mal gelingt, die Mutter aus ihrem Leben und ihrer Wohnung zu drängen, dann findet diese schnell andere Opfer ihres Helfersyndroms, sei es die Freundin, deren Baby-Shower sie kurzerhand allein besucht, oder der nette junge Apple-Angestellte, der ihr bei der Bedienung ihres iPhones hilft. Großzügig verteilt sie ihre Dienste als Geldgeber, Chauffeur und Babysitter, bis ihre Aufmerksamkeit zunehmend von dem ehemaligen Cop Zipper (J. K. Simmons) absorbiert wird, der am Rande der Stadt seine eigenen Hühner unterhält.
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