Kulinarisches Kino
Es kommt die Zeit, die Sache hier zu einem möglichst runden Ende zu bringen. Für die Zeitung gehört es dabei zur Tradition, zum Ende der Berlinale die sogenannten Topps und Flopps liefern: Eine Pflicht, die ich jedes Jahr mit größerem Unwillen erfülle. Schließlich ist die Auswahl gesehener Filme viel zu dürftig, um dem Programm – noch dazu mit schlichtem Daumen hoch, Daumen runter – gerecht zu werden. Einen Lieblingsfilm zu küren macht trotzdem noch irgendwie Spaß. Das Bashing aber macht mir mittlerweile tagelang körperliches Unbehagen. Bin nicht so der konfrontative Typ, außerdem sind es ja (fast immer) ernsthaft gemachte Arbeiten, denen man da eins auf den Deckel geben muss. Deshalb habe ich mich beim Flopp eine Zeitlang in allgemeine Dinge geflüchtet wie »die schlechte Essensversorgung am Potsdamer Platz« oder ähnliches.
Die Redakteure mögen das nicht besonders gerne. Dabei ist es wirklich ein existenzielles Thema, jedenfalls für Menschen mit anspruchsvollem Geschmack und begrenztem Geldbeutel. Und durch die Streetfood-Gasse an den Arkaden ist es leider kein bisschen gelöst. Jedenfalls hatte ich dort meinen diesjährigen größten Poplatz-Unterwegs-Essensflopp. Nämlich (und jetzt wird die Kritik doch wieder ganz konkret) beim Verzehr einer sogenannten »Fava Bean Roll« vom gehypten Foodtruck des sardischen Sternekochs Roberto Petza. Der soll in seinem Wagen mit einigen Flüchtlingen syrisch-sardische Mittelmeerküche machen. Soll. Denn ich mag Kreuzkümmel, mediterrane Kräuter und Knoblauch so gerne wie Hülsenfrüchte in allen Varianten. Aber die waren hier kaum zu schmecken.
Und auch Teigtaschen liebe ich eigentlich sehr. Doch hier war die Textur der Brothülle einfach nur blass und langweilig. Und die angebliche Fava-Füllung schmeckte – soviel zu mediterran – eher wie ungewürzter Kartoffelbrei aus der Kantine. Und die Kombination aus fader Kartoffelpaste in fadem Brot wird nicht besser, wenn man darunter als Garnitur ein paar Kopfsalatblättlein (wie soll man die mit dem Ganzen essen?) und darauf (beim Essensversuch gleich herunterfallende) eingelegte Gurkenscheibchen und Majonnäse platziert, mag beides auch noch so sehr hausgerührt- und geschnipselt sein. Satt machte es auch nicht. Doch weil das Ganze lockere sechs Euro kostet, spare ich mir lieber weitere Selbstversuche hier am Stand und tröste mich damit, dass das Geld wenigstens an eine gute Sache geht.
Mein Lieblingsessen auf der Berlinale ist übrigens der (leider nicht verlässlich jeden Tag erhältliche) köstliche Kartoffel-Gurkensalat mit Curry und Estragon im Haus der Festspiele in Wilmersdorf. Für den stand ich an der Theke dort mehrmals in der Schlange. Auch der Saal ist als Kino gar nicht schlecht. Überhaupt nicht geschafft habe ich es übrigens dieses Jahr in meine Lieblingskinos Delphi und International. Schade, denn über das Jahr komm ich dort selten hin, weil die meisten Filme in Synchronfassungen laufen. Also warten auf die nächste Berlinale. Und vielleicht bin ich dann ja zur Abwechlung mal als Essenskritikerin unterwegs. Da muss ich wenigstens nicht so viel sitzen.
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