Quote versus Qualität oder Qualität durch Quote?!
Häufiger werde ich in den letzten Tagen gefragt, wo ich denn stecke und warum man mich nicht trifft. Das frage ich mich auch, also nach dem warum. Wo ich stecke, weiß ich schon ziemlich genau, nämlich entweder am Schreibtisch oder auf dem Sofa, von wo ich in meiner Google-Cloud mehr oder weniger gelungene Texte verfertige. Ab und zu gibt es dann zur Belohnung eine kleine Stippvisite in die echte oder medial vermittelte Wirklichkeit, um nicht ganz den Realitätsbezug zu verlieren. Gestern kam ich so aus meiner Heim-Blase zu der anderen Bubble, die die Pro-Quote-Regie-Frauen auf dem Potsdamer Platz aufgebaut hatten.
Stimmt nicht ganz. Denn die PRQ-Bubble wurde Montag schon abgebaut, und die PQR-Aktivistinnen waren weiter gezogen in die Akademie der Künste, wo sich von SPD-Politikerin Elke Ferner bis »Fack-ju-Göhte«-Produzent Christian Becker ein arg bunt geschecktes Panel unter dem Motto »Quote versus Qualität oder Qualität durch Quote« mit dem idiotischen aber häufig zu hörenden Argument auseinander setzen sollte, eine Quotierung würde die Qualität deutscher Filmkultur gefährden: Ein irgendwie verständlicher, aber auch gefährlicher und sinnloser Ansatz. Denn einmal ist es einfach zu dumm, um sich damit auseinanderzusetzen. Und zum anderen koppelt er die Frage nach der Teilnahme von Frauen an der Filmproduktion unheilvoll an das Dauergrübeln über den Zustand des deutschen Films. Und so gab es auch in dem von Hannah Pilarczyk moderierten Gespräch einiges nicht sehr zielführende Geplänkel in diese Richtung.
Eine einigermaßen produktive Antwort auf die Frage nach der Qualität gab es nur in den Erläuterungen der Medienwissenschaftlerin Maya Götz, die das von vielen Zuschauern wahrgenommene verzerrt übersexualisierte und passivisierte Frauenbild der Medien wissenschaftlich bestätigte. Neu ist dieser Befund nicht, scheint mir aber doch die einzig verlässliche Richtung, in die man so etwas wie Qualität überhaupt bestimmen kann. Muss ich mal weiterdenken... Ansonsten am interessantesten vielleicht, dass die neue ARD-Vorsitzende Karola Wille zumindest so etwas wie Problembewusstsein zeigte und auch erste Initiativen zu einer Veränderung ins Rollen gebracht hatte, unter anderem eine 20 %-Quote (ja, so ist es!) für die hauseigenen degeto-Produktionen.
Jetzt muss ich schon wieder los, zu einer Veranstaltung der Frauenfilmfestival-Koordination, wo es um Archive und Digitalisierung gehen soll. Wichtiges Thema!.
Und sonst: Meine Wetterseite meldet eine »amtliche Warnung vor Frost«! Geht’s noch?
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