Film des Monats März »Mustang«
In einem türkischen Dorf in der östlichen Türkei an der Küste des Schwarzen Meeres wachsen Lale und ihre vier älteren Schwestern nach dem Tod ihrer Eltern im Haus ihrer Großmutter und ihres Onkels auf. Es sind neugierige, lebenslustige Heranwachsende, alle gehen noch zur Schule. Einmal toben sie am Strand mit gleichaltrigen Jungen. Für Großmutter und Onkel ist die Nähe zu den Jungen schamlos. Die Mädchen erhalten Hausarrest. Aber sie rebellieren gegen die Zwänge, die sie auf ein traditionelles Rollenverhalten festlegen wollen. Sie verlassen das Haus trotz vergitterter Fenster und verriegelter Türen, haben erste Freunde, widersetzen sich den Drohungen des Onkels. Für eine nach der anderen werden Hochzeiten arrangiert, bei der ihre Jungfräulichkeit gewährleistet sein und der Brautpreis stimmen muss. Eine der Schwestern erträgt den häuslichen Terror nicht mehr und nimmt sich das Leben. Als auch Nur, noch ein Kind, verheiratet werden soll, verbarrikadiert sie sich mit Lale vor den Gästen.
Die türkische Gesellschaft befindet sich im Umbruch zwischen Tradition und Moderne. Der Film beschreibt exemplarisch, wie heranwachsende Mädchen nach ihrem eigenen Ort suchen, der nicht mehr von patriarchaler Herrschaft und familiären Konventionen geprägt ist. Die Zwangsverheiratung Minderjähriger, die Verweigerung der Bildung und die Reduzierung der Frau auf ihre Rolle als Mutter und Hausfrau widersprechen jeglichem Anspruch auf individuelle Selbstbestimmung und Emanzipation. Die Kamera zeigt die Unbefangenheit der Mädchen im Verhältnis zum eigenen Körper, im Gegensatz zu einer Tabuisierung, die, so die Regisseurin, alle Frauen ständig sexualisiert. Die Kritik an der Tradition hat auch ihren Preis, kann Ausgrenzung und Verzweiflung zur Folge haben. Dagegen eröffnen die Phantasie und aufgeweckte Raffinesse Lales ihr den Weg in eine Zukunft, die Frauen gesellschaftliche Teilhabe und eigene Entscheidungen ermöglicht. »Mustang« setzt der erstarrten Tradition einen überzeugenden weiblichen Freiheitsdrang entgegen.
Start am 25.2.
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