Kritik zu Stolperstein
»Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist«, so der Kölner Künstler Gunter Demnig, der Messingplatten mit biografischen Daten vor den Wohnungen deportierter Nazi-Opfer in den Bürgersteig legt
Demnig will auf diese Weise die Erinnerung an das Menschheitsverbrechen des nationalsozialistischen Völkermords wachhalten: Seine Messingplatten sind Gedenkstätten im Format von Pflastersteinen, die Anstöße geben und Fragen auslösen sollen, vor allem die: Wie hätte ich mich verhalten, als die jüdischen Nachbarn abgeholt wurden? Über 12.000 Stolpersteine sind es bislang, und das expandierende Kunstwerk folgt der Blutspur der Naziverbrechen inzwischen auch außerhalb Deutschlands, in Polen, der Ukraine und anderswo.
Die Dokumentaristin Dörte Franke begleitet den Künstler bei seiner Arbeit, fängt Impressionen ein, lässt Passanten und Angehörige zu Wort kommen. Peter Jordan aus Manchester etwa, der als Kind nach England in Sicherheit gebracht wurde, während sich die jüdischen Eltern nicht von ihrer Münchner Heimat trennen konnten und später in Litauen ermordet wurden. Jordan kämpft bislang vergeblich dafür, dass auch vor seinem Elternhaus Stolpersteine verlegt werden, die Stadt München hat bis dato alle Anträge abgelehnt. Uneins in dieser Frage sind auch die jüdischen Gemeinden. Charlotte Knobloch, die Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, sieht eher den negativen Symbolwert der Stolpersteine, das Andenken der Opfer werde buchstäblich mit Füßen getreten. Ihr Generalsekretär Stephan J. Kramer respektiert ihre Kritik, aber er teilt sie nicht, wie er im Film ausdrücklich betont. Eine Stellungnahme vor der Kamera lehnten Knobloch und der Münchner Oberbürgermeister Ude allerdings ab.
Dass die Frage nach einer angemessenen Gedenkkultur eine sehr persönliche ist, macht Peter Jordan am Ende deutlich. Er lehnte es ab, die Namen seiner Eltern auf einer Gedenktafel im jüdischen Gemeindezentrum anbringen zu lassen, wie er in einem Brief an Charlotte Knobloch schrieb. Der Gedanke, dass das Andenken seiner Eltern von der Polizei bewacht werden müsse, sei ihm unerträglich.
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