»The Hateful Eight« im Roadshow-Format
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Mit dem Zelluloid ist es wie mit dem Vinyl: Die digitale Technik hat sie eigentlich hinweggefegt – und doch sind beide Speichermedien nicht totzukriegen. Weil Schallplatten sich mit ihren Kratzern authentischer anhören und analoges Filmmaterial vielleicht doch besser aussieht. Das 70-mm-Format war früher der Inbegriff von Schärfe, hoher Auflösung und modernster Magnettontechnik. Christopher Nolan hat vor zwei Jahren seinen »Interstellar« schon auf 70 mm gedreht, und Quentin Tarantino hat es ihm mit »The Hateful Eight« nachgetan. Wobei es bei ihm natürlich nicht nur »einfaches« 70 mm sein durfte, sondern das überbreite, anamorphotische Ultra Panavision. Auf der Leinwand ergibt sich da ein Höhen-Breitenverhätnis von 1 : 2,76. Zum Vergleich: Ihr Fernseher hat ein Verhältnis von ungefähr 1 : 1,8.
Lob der verkehrten Lebensweise: Natürlich ist das ein Affront gegen die digitale Technik, aber auch ein Anknüpfen an kinematografische Traditionen. Die beschwören Tarantino und die Produktionsfirma The Weinstein Company auch dann, wenn sie den Film in sogenannten Roadshow-Aufführungen zeigen. Das waren in der Zeit der Historienschinken und Bibelepen prestigeträchtige Voraufführungen vor dem nationalen Start, mit einer Ouvertüre vor dem eigentlichen Film und einer Pause zwischen den beiden Teilen des überlangen Werkes. »The Hateful Eight« befindet sich also in einer langen Reihe von Filmen wie »Vom Winde verweht«, »Lawrence von Arabien«, »Exodus«, »Die zehn Gebote« und »Ben Hur«. Bei »The Hateful Eight« begannen die Vorführungen an Heiligabend – vor dem eigentlichen nationalen Starttermin am 30. Dezember 2015. Was sich gelohnt hat: »The Hateful Eight« legte Tarantinos besten Start überhaupt hin. Die Roadshow-Vorführung ist auch länger: Durch die Ouvertüre und die 12-minütige Pause, aber auch durch sechs Minuten zusätzliche Szenen, so dass man statt 167 dann 187 Minuten im Kino bleiben kann. Man kann sich das alles auch von Samuel L. Jackson auf YouTube erklären lassen. 97 Prozent aller amerikanischen Kinos führen digital vor.
Ein logistisches und technisches Problem für 70 mm. Anderthalb Jahre hat eine Firma im Auftrag der Weinstein Company nach alten 70-mm-Projektoren gesucht und sie wieder instand gesetzt. In 100 Kinos startete »The Hateful Eight« in 70 mm, fünf davon in Los Angeles. In Deutschland wird nur eine Handvoll Kinos den Film analog spielen: Der Zoo Palast in Berlin, das Savoy in Hamburg, die Lichtburg in Essen und die Schauburg in Karlsruhe. In glorious 70 mm.
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