Kritik zu Gut zu Vögeln

© Constantin Film

Die deutsche Regisseurin Mira Thiel verspricht eine »antiromantische Liebes­komödie«: Zwei Großstädter wollen nichts miteinander anfangen – aber schon ist es passiert

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Zu Beginn hält der englische Landgraf um die Hand seiner Maitresse an. Dabei verhaspelt er sich bei dem Versuch, die komplizierten Namen seiner Ländereien fehlerfrei auszusprechen. Mit dieser Film-im-Film-Szene, einer Anspielung auf Evelyn Hamanns unsterbliche Parodie der ­»Forsythe Saga«, macht Mira Thiel sich über die Steifheit der Briten lustig, die sich selbst in emotionalen Momenten streng ans Protokoll halten. Doch was setzt die Regisseurin und Drehbuch-Koautorin in ihrem Debüt dagegen? Etwa deutsche Lockerheit?

Zumindest die Geschichte ihrer »antiromantischen Liebeskomödie« ist ein Witz. Einer, den man schon kennt: Die Society-Reporterin Merlin wird vom Traumprinzen sitzengelassen und zieht daraufhin in einer Berliner WG zu Jacob, einem Barkeeper, der jede Nach eine andere abschleppt. Beide sind wie Hund und Katz, landen aber doch gemeinsam im Bett. Leider erweist Jacob sich als unverbesserlicher Kindskopf, worauf Merlin ihm enttäuscht den Rücken kehrt. Als er erfährt, dass sie von ihm schwanger ist, legt er ihr sein Herz zu Füßen in einem dieser Monologe, die man aus gefühlt hundert Fernsehklamotten kennt.

Um das Kinoformat auszufüllen und einen modernen Appeal zu erzeugen, peppt die Regisseurin den Film mit eingeblendeten WhatsApp-Meldungen auf. Gefühle und Stimmungen werden mit ironisch eingesetzter Schlager- und Disco-Karaoke vermittelt. Das wirkt bald ermüdend. Eine Überraschung gelingt Mira Thiel mit der Niederkunft auf der voll besetzten Tanzfläche. Als das Neugeborene den ersten Schrei ausstößt, zünden die ergriffenen Ballermann-Partygäste kleine Lichter an. Dieser Moment der Rührung überträgt sich leider nicht auf den Film, der sich in einer Aneinanderreihung zum Teil witziger Ideen (zum Beispiel das Spray-Kondom) erschöpft. Der Pilot antwortet auf die Frage, bei welcher Airline er arbeitet: »Kranich oder gar nich.« Oliver Kalkofe, der Meister der TV-Spot-Verarsche, setzt als schräger Gynäkologe Glanzlichter. Doch aus einer Reihung von Fernsehsketchen wird kein Kinofilm. Als bindungsunwilliger Großstädter versprüht Max von Thun so viel Charme wie ein Profifußballer beim TV-Interview. Mehr Akzente setzt die agile Anja Knauer, die einen frechen Hitlerwitz reißen darf, ansonsten aber dem stählernen Korsett des deutschen Rollenklischees nicht entkommt. Nicht fehlen darf der schwule Türke, dessen konservative Eltern nicht bemerken, dass er eine tuntige Transe vor den Altar führt. Schade, dass das nicht komisch ist.

Im Vergleich etwa zu »Grosse Jungs« von Anthony Marciano spielt die themengleiche französische Komödie in einer ganz anderen Liga. Dagegen bleibt Mira Thiel, wie der betont trashige Titel »Gut zu Vögeln« schon anzeigt, in einer typisch deutschen Endlosschleife stecken. Der hier und da zündende Witz wirkt nie befreiend. Er täuscht darüber hinweg, dass schlicht und einfach der Esprit fehlt.

Meinung zum Thema

Kommentare

Ich habe mir nur die Trailer zum Film angeschaut bisher und werde den Eindruck nicht los, dass ein Teil des Settings und der Figuren (sogar äußerlich) im Film ziemlich dreist geklaut sind von der Serie "New Girl". Ein bisschen verträumte, schusselige, aber coole Großstädterin wird verlassen und zieht in eine Jungs-WG...weint sich die Augen aus. Verliebt sich in den Barkeeper der WG undsoweiter.
Der Ausdruck "Tuntige Transe" ist übrigens ein Schlag ins Gesicht für alle transsexuellen Menschen, wenn sich im Film darüber lustig gemacht wird, find ich das umso schlimmer.

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