Kritik zu Der Ja-Sager

© Warner Bros. Pictures

Ein einfaches Wörtchen reicht, um Jim Carrey in seiner neuesten Komödie von der Schwere der Erwachsenenexistenz zu befreien und ihn in ein unbeschwert anarchistisches Kinderleben zu katapultieren

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In Krisenzeiten testet das Kino verstärkt verschiedene, durchaus auch extremere Lebensentwürfe aus. Nachdem ein junger Mann in Sean Penns »Into the Wild« aus der Zivilisation in die Wildnis flüchtete und in Sam Mendes' »Zeiten des Aufruhrs« ein junges Paar davon träumt, noch mal ganz von vorne anzufangen, ist jetzt auch Jim Carrey dran, der als Komiker naturgemäß zu extremeren Experimenten neigt. Einst verlor er als Anwalt in »Liar Liar« auf berufsschädigende Weise die Fähigkeit zum Lügen, nun wird ihm das einfache, aber essenzielle Wörtchen »nein« entzogen. Wobei sich schnell herausstellt, dass so ein kleiner Eingriff ins Standardvokabular durchaus einschneidende Veränderungen nach sich zieht.

Am Anfang des Films ist Carl Allen ein wahrer Lebensmuffel: Seit seiner bereits drei Jahre zurückliegenden, unfreiwilligen Trennung von seiner Frau verweigert er sich konsequent, sei es bei den Kollegen und Kunden am Arbeitsplatz oder bei Freunden und Familie privat. Bei der Vergabe von Kleinkrediten setzt er vorzugsweise den Ablehnungsstempel auf den Antrag, und wenn es um private Verabredungen geht, ist er um keine Ausrede verlegen. Doch dann nötigt ihn ein flüchtiger Bekannter zu einem Besuch bei dem von Terence Stamp mit schmieriger Verve gespielten Selbsthilfe-Guru Terrence Bundley, der die ungeahnten Möglichkeiten des Ja predigt. Schon beim Verlassen des Convention Centers erklärt sich Carl bereit, einen Penner in einen dunklen Park zu kutschieren, ihm sein Handy für grenzenlose Telefonate zu überlassen und zum Abschied auch noch den Inhalt seiner Brieftasche zuzustecken. Gerade als sich die Nachteile des neuen Lebenskonzeptes offenbaren, eröffnen sich tatsächlich auch neue Perspektiven. Denn als er mit leerem Benzinkanister, leerem Handy und leerer Brieftasche fluchend an der Tankstelle steht, kommt eine junge Frau daher, der Carl ohne diese Umwege niemals begegnet wäre. So wird Zooey Dechanel mit ihrer unkonventionellen Respektlosigkeit und ihrem lakonischen Humor zur guten Fee in Carls Leben.

Peyton Reed, der in »Down with Love« und »Break up« bereits die Komik absurder Liebeskonstellationen durchgespielt hat, wendet eine sehr amerikanische Märchenhaftigkeit auf seine Verfilmung der Buchvorlage von Danny Wallace an, der wiederum als Brite mit besonderer Zärtlichkeit auf die Geschicke eines echten Losers schaut. Vor dem Hintergrund der aktuellen Bankenkrise entwickelt die Geschichte vom Bankangestellten, der Heerscharen kleiner Bankkunden fortan bereitwillig Kleinkredite bewilligt, einen durchaus capraesken Idealismus. Doch statt der bestechend hübschen Ausgangsidee luftige Flügel zu verleihen, exekutiert Peyton Reed sie im weiteren Verlauf der Ereignisse mit allzu erdenschwerer Vorhersehbarkeit. Was beim Verlassen des Kinos bleibt, ist die befreiende und durchaus philosophische Wirkung, die das Umstellen einer einzigen kleinen Lebensweiche haben kann.

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