E-Mail an... Torsten Körner

Kurz gefragt, schnell geantwortet. Prominente über ­ihre Vorlieben und Filmerfahrungen
Torsten Körner Foto: Heinrich Benjamin

Torsten Körner Foto: Heinrich Benjamin

Torsten Körner, geboren 1965 in Oldenburg, ist Autor, Dokumentarfilmer, Journalist und Fernsehkritiker. Er schrieb Biografien über Heinz Rühmann, Franz Beckenbauer und Götz George. Als Regisseur drehte er die Dokumentarfilme »Angela Merkel – Die Unerwartete« (2016), »Schwarze Adler« (Deutscher Fernsehpreis 2021) sowie »Die Unbeugsamen« (2020). Am 29.8. startet »Die Unbeugsamen 2«

Der erste Film, den Sie im Kino gesehen haben?

»Ben Hur« von William Wyler oder »Die zehn Gebote« von Cecile B. DeMille. Ich war sechs oder sieben und diese Filme waren in jedem Sinne monumental. Die Geschichten, die Bilder, der Ort, das Kino. Ich wuchs in einem kleinen Dorf auf. Oldenburg war die nächste größere Stadt. Das dortige Wall-Kino war für mich als Kind gewaltig: rote Samtsitze, Eisverkäuferinnen, eine Stimmung von Festlichkeit. Die Abenteuer auf der Leinwand entfalteten etwas Ungeheuerliches, man nahm diese Geschichte beinahe für bare Münze, als Kind. Das Kino war eine Wunderkammer, in der das Kind das Staunen lernt. Man fuhr mit offenem Mund nach Hause und schlief auf der Rückfahrt im VW Käfer ein und träumte von Meeren, die sich auftaten, wie alle Wege in die Welt.

Welchen Film schauen Sie immer wieder an?

»It's a Wonderful Life« – alles ist wunderbar an diesem Film. Sein tiefes humanes Pathos, seine Tränenräuberei auf hohem Niveau, das Charisma der Hauptdarsteller, eine Religiosität, die auch für Atheisten oder Agnostiker annehmbar ist. Ich bin gerne sentimental mit diesem Film, weine und weine und versuche, ein besserer Mensch zu werden und den schwarzen Seelen die Stirn zu bieten.

Welche Serie verfolgen Sie gerade?

»Drei Damen vom Grill«. Drei selbstbewusste Frauen am Grill, Großmutter, Mutter, Enkelin – was will man mehr? Dazu wunderbare Alltagsbeobachtungen, mitunter eine nahezu dokumentarische Berlin-Studie. Und dann dieser Hallodri Günter Pfitzmann in den ersten Staffeln; mir gefällt dieses kleinbürgerliche-proletarische Durchwursteln im Leben, das hier gezeigt wird.

Welcher Film hat sie zuletzt beeindruckt?

»The Holdovers« von Alexander Payne, »Morgen ist auch noch ein Tag« von Paola Cortellesi.

Ein Film, auf den Sie sich freuen?

»Petra Kelly – Act Now!« von Doris Metz. Für meinen Dokumentarfilm »Die Unbeugsamen« habe ich Petra Kelly über die Archivaufnahmen entdeckt, als charismatische, weit denkende Frau. Über sie hätte ich selbst gerne einen Film gemacht und jetzt bin ich gespannt, wie Doris Metz es gemacht hat.

Ihr/e Lieblingsschauspieler/schauspielerin?

Jördis Triebel, Senta Berger, Matthias Brandt, Paul Giamatti.

Wer oder was ist unterschätzt?

Regenwürmer, Pilze, Haltestellen.

Ein Lieblingsfilm, der ein bisschen peinlich ist?

Gibt es nicht. Wer liebt, kennt keine Scham.

Was sammeln Sie?

Stille Momente.

Ihr Lebensmotto? Oder Lieblingszitat?

»There is a light that never goes out« (The Smiths)

Der beste Platz im Kino?

Außen, am Gang, drittletzte Reihe.

Meinung zum Thema

Kommentare

Sehr geehrter Herr Körner,
ich selbst habe über Geschlechtsdifferenzen in der DDR geforscht. Sie finden meine Arbeiten im Internet unter:
Lothar Schattenburg researchgate

mfg
Dr. Lothar Schattenburg

Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns

Mit dieser Frage versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt