Deutscher Filmpreis: Ohne Überraschungen
Maren Ade und Sandra Hüller Schlussbild bei der Lola - Deutscher Filmpreis 2017 im Palais am Funkturm in Berlin Copyright: Eventpress Golejewski
Bei der Vergabe der Lolas, der deutschen Filmpreise, triumphierte erwartungsgemäß »Toni Erdmann«
Das hat es selten gegeben bei der Verleihung der deutschen Lolas: dass ein vielfach nominierter Favorit auch in allen Kategorien den Durchmarsch angetreten hat. Nun, Maren Adens »Toni Erdmann« hat es geschafft. In sechs Kategorien nominiert – in sechs Kategorien gewonnen. Für die Komödie um eine Businessfrau, die sich ihres pensionierten und aufdringlichen Vaters nachgerade erwehren muss, gewann Maren Ade eine Lola für das beste Drehbuch und eine für die beste Regie, ihre Cutterin Heike Parplies wurde für den besten Schnitt ausgezeichnet, und Sandra Hüller konnte eine Lola als beste Schauspielerin entgegennehmen. Je weiter der Abend fortschritt, desto klarer wurde es: wo »Toni Erdmann« ins Rennen ging, hat keiner eine Chance. Da war es geradezu erfrischend, dass der als bester Hauptdarsteller ausgezeichnete »Toni Erdmann«-Mime Peter Simonischek von einem Schiff aus zugeschaltet war, auf dem er gerade drehte – und deshalb leise sprechen musste.
»Toni Erdmann« gewann auch die Lola in Gold als bester Spielfilm. In dieser Königskategorie sind immer sechs Spielfilme nominiert – allein die Nominierung bringt den Produzenten schon eine Summe von 250.000 Euro, die sie allerdings für weitere Filmprojekte verwenden müssen. Alle drei zu vergebenden Lolas errangen in diesem Jahr Filme von Frauen, auch das galt, obwohl die Preisermittlung natürlich streng geheim ist, vorab als ziemlich sicher. Und es waren sicherlich auch die stärksten Filme dieses Jahrgangs. Die Lola in Silber ging an »24 Wochen« von Anna Zohra Berrached. Julia Jentsch spielt in dem berührenden Film eine Mutter, die sich für eine Spätabtreibung entscheidet. Mit der Lola in Bronze zeichnete die Deutsche Filmakademie, die die Preise per Abstimmung unter ihren Mitgliedern ermittelt, »Wild« aus, den dritten Film der Schauspielerin Nicolette Krebitz, den vielleicht mutigsten Film des Abends. Die Annäherung zwischen einer jungen Frau und einem Wolf, das hätte in Jahren ohne »Toni Erdmann« vielleicht Gold geholt. Immerhin gewann der Film Lolas für den besten Nebendarsteller (Georg Friedrich) und die beste Kameraarbeit (Reinhold Vorschneider).
Als bester Film ging auch die Flüchtlingskomödie »Willkommen bei den Hartmanns« ins Rennen. Da hat der Film von Simon Verhoeven zwar nicht gewonnen – aber eine Lola als besucherstärkster deutscher Film des letzten Jahres, mit 3,6 Millionen verkauften Tickets, hatte er sowieso schon in der Tasche. Die beiden Eröffnungsrednerinnen des Abends, Akademiepräsidentin Iris Berben und Kulturstaatsministerin Monika Grütters, wandten sich gegen Rechtspopulismus und nationalistische Tendenzen. Künstlerische Vielfalt sei stärker als populistische Einfalt, sagte Grütters.
Der große Verlierer der Verleihung war »Die Blumen von gestern« von Chris Kraus, eine durchaus umstrittene Komödie um einen Holocaust-Forscher. Achtmal hatte ihn die Akademie nominiert, gewonnen hat er an diesem Abend, durch den die Schauspielerin und Sängerin Jasmin Tabatabai nüchtern, aber souverän führte, allerdings nichts. Der beste Humorbeitrag des Abends kam von Christoph Maria Herbst, der einen Film zum Thema Szenenbild präsentierte, in dem er etwa die Baustelle des Berliner Flughafens als herausgeschnittene Dekoration eines Tarantino-Films bezeichnete. Für das beste Szenenbild wurde dann Tim Pannen für »Paula« ausgezeichnet. Als bester Dokumentarfilm erhielt »Cahier Africain« von Heidi Specogna eine Lola, als bester Kinderfilm siegte »Auf Augenhöhe«. Der Ehrenpreis ging an die Cutterin Monika Schindler.
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