Golden Globes: Episode 73 – Die Rache der Abenteurer
Sonntagnacht gab sich zum 73. Mal der coolere und smartere kleine Bruder der schwerfälligen Oscars die Ehre und hat Filme mit außergewöhnlichen Frauen und unbeugsamen Abenteurern ausgezeichnet.
Nachdem im vergangenen Jahr einfühlsame Biografien wie »Boyhood«, »Die Entdeckung der Unendlichkeit« oder »Still Alice« das Rennen machten, waren in diesem Jahr Männer im Kampf gegen die irdische Natur und die außerirdische Ödnis an der Reihe. Ob Leonardo DiCaprio in »The Revenant – Der Rückkehrer«, Matt Damon in »Der Marsianer – Rettet Mark Watney« über einen Astronauten, der alleine auf dem Mars überleben muss, oder Sylvester Stallone, dessen Rolle Rocky sechs Filme überlebt hat, um jetzt in »Creed – Rocky’s Legacy« zu neuem Glanz zu gelangen.
Der große Gewinner des Abends war Alejandro González Iñárritus Frontier-Western »The Revenant – der Rückkehrer«, der den Preis als bestes Drama, für die beste Regie und mit Leonardo DiCaprio als bestem Hauptdarsteller gewann. Dass die Golden Globes die Oscars vorweg nähmen, hat sich im letzten Jahr zwar nur in Teilen bewahrheitet, hält sich aber weiterhin als hartnäckiger Mythos. Leonardo DiCaprio darf also weiter hoffen: seit Jahren oscart sich der Arme durch immer wildere Rollen. Es ist eine Schande, dass ein Mann, der es mit Bären, Eisbergen und der Finanzwelt aufnimmt, regelmäßig gegen die Academy verliert. Gegönnt sei ihm der Award, bevor er vor lauter Overacting noch platzt.
Fragen warf auf, warum »Der Marsianer - Rettet Mark Watney« ausgerechnet in der Kategorie Beste Komödie/Musical nominiert war. Ob er denke, dass der Survivalfilm eine Komödie sei, fragte eine Reporterin den Hauptdarsteller Matt Damon. »Nein, es ist ein Musical«, scherzte Damon kurz nach der Verleihung. Moderator Ricky Gervais kommentierte: »Um fair zu sein, »Der Marsianer« war wesentlich lustiger als »Pixels«, andererseits hat das aber auch »Schindlers Liste« geschafft.«
Mit Ricky Gervais als gut gelauntem, scharfzüngigem Moderator gelang den Globes, was die Oscars seit Jahren immer wieder missen lassen: eine gute Show. »Nach diesem Monolog verstecke ich mich, nicht mal Sean Penn wird mich finden«, sagte Gervais in Anspielung auf das Interview zwischen Penn und dem gefassten mexikanischen Drogenboss El Chapo Guzmán. Jennifer Lawrence, ausgezeichnet für ihre Hauptrolle in »Joy«, bekam für ihr Engagement um gleiche Bezahlung für Frauen und Männer in Hollywood ihr Fett weg: Dafür erhielt sie überwältigende Unterstützung, begann Gervais. »Krankenschwestern und Fabrikarbeiter sind auf die Straßen gegangen und sagten, ‚Wie zur Hölle kann eine 25-Jährige von 52 Millionen Dollar leben?‘, Klempner auf dem ganzen Planeten sagten ‚armes Mädchen‘.«
Aaron Sorkin nahm für »Steve Jobs« seinen zweiten Drehbuch-Globe mit nach Hause. Insgesamt war der Autor bereits sechs Mal für den Preis nominiert. Dass der vieldiskutierte Bond-Song »Writings on the Wall« von Sam Smith das Rennen machte, ist einerseits erstaunlich, andererseits der einzige Filmsong unter den Nominierten, über den überhaupt gesprochen wurde.
Die Gewinner im Überblick:
Bestes Filmdrama: »The Revenant - Der Rückkehrer«
Beste Komödie/Musical: - »Der Marsianer - Rettet Mark Watney«
Bester Schauspieler in einem Filmdrama: Leonardo DiCaprio (»The Revenant - Der Rückkehrer«)
Beste Schauspielerin in einem Filmdrama: Brie Larson (»Raum«)
Bester Schauspieler in einer Komödie/Musical: Matt Damon (»Der Marsianer - Rettet Mark Watney«)
Beste Schauspielerin in einer Komödie/Musical: Jennifer Lawrence (»Joy - Alles außer gewöhnlich«)
Bester Nebendarsteller: Sylvester Stallone (»Creed - Rocky's Legacy«)
Beste Nebendarstellerin: Kate Winslet (»Steve Jobs«)
Beste Regie: Alejandro González Iñárritu (»The Revenant - Der Rückkehrer«)
Bestes Drehbuch: Aaron Sorkin (»Steve Jobs«)
Beste Filmmusik: Ennio Morricone für »The Hateful Eight«
Bester Filmsong: »Writing's On The Wall« (Sam Smith, Jimmy Napes, aus »Spectre«)
Bester Animationsfilm: »Alles steht Kopf« (Regie: Pete Docter, Ronnie Del Carmen)
Bester nicht englischsprachiger Film: »Son of Saul« (Ungarn, Regie: László Nemes)
Beste Serie - Komödie/Musical: »Mozart in the Jungle« (Amazon)
Bester TV-Schauspieler - Komödie/Musical: Gael García Bernal (»Mozart in the Jungle«)
Beste TV-Schauspielerin - Komödie/Musical: Rachel Bloom (»Crazy Ex-Girlfriend«)
Beste Serie - Drama: »Mr. Robot« (USA Network)
Bester TV-Darsteller - Drama: Jon Hamm (»Mad Men«)
Beste TV-Darstellerin - Drama: Taraji P. Henson (»Empire«)
Beste Miniserie: »Wolf Hall«
Bester Schauspieler Miniserie: Oscar Isaac (»Show Me a Hero«)
Beste Schauspielerin Miniserie: Lady Gaga (»American Horror Story: Hotel«)
Bester Nebendarsteller Miniserie: Christian Slater (»Mr. Robot«)
Beste Nebendarstellerin Miniserie: Maura Tierney (»The Affair«)
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