Die FBW – Besonders wertvoll, gerade jetzt
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Mehr als ein Fünftel der Kinobesucher orientiert sich am »Prädikat wertvoll«. Da ist es gut, dass die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) sich in den letzten Jahren neu aufgestellt hat
Gerade bei DVDs fällt die Plakette besonders auf. Ein runder Kreis, golden, mit »Prädikat besonders wertvoll « oder »wertvoll« drin, der wirkt wie die Preismünzen, die auf Weinflaschen kleben. Das hat etwas Schwergewichtiges, Gravitätisches – doch ist dieses Prädikatssiegel erst seit rund zehn Jahren im Einsatz. Und nicht schon seit 1951, als die damals noch so genannte Filmbewertungsstelle Wiesbaden (FBW) ihren Dienst aufnahm und mit der Auszeichnung von Peter Lorres »Der Verlorene«, einem der besten bundesdeutschen Nachkriegsfilme, gleich ihren ersten großen Coup landete. Die »Förderung des guten Films« war der FBW in die Statuten geschrieben, und eine Auszeichnung brachte eine Reduzierung der Vergnügungssteuer mit sich – die die meisten Bundesländer mittlerweile abgeschafft haben.
Es geht der FBW um die Sichtbarkeit künstlerisch interessanter und bedeutender Filme und ihre Unterstützung. Keine andere kulturelle Institution in Deutschland verfügt über ein solches Gütesiegel, das noch dazu durch intensive Diskussionen in einer jeweils fünfköpfigen Jury zustande kommt – und nicht, wie manche Filmpreise in Deutschland, durch anonyme Abstimmungen. »Wir kümmern uns um den Film als Kulturgut«, sagt Bettina Buchler, seit 2008 Direktorin der FBW, »und zeichnen künstlerisch herausragende Filme aus. Unser großer Vorteil, gerade gegenüber Festivals, ist, dass wir diese Begutachtung permanent herstellen können, da wir das ganze Jahr über arbeiten. Jeder Film wird bei uns in seinem Genre begutachtet.«
Die FBW hat in den letzten Jahren ihre Anstrengungen vervielfacht, ihre Arbeit transparent und ihre Prädikate wirksam zu machen. Die Kriterien der Filmbewertung finden sich ebenso auf der Website der FBW wie auch die zum Prädikat gehörenden Gutachten – oftmals schon lange vor einer Filmkritik oder einem Festivalbericht die ersten, auch meinungsprägenden Einschätzungen zu einem Film. Mit dem »Filmwecker« kann sich der Besucher der Website informieren lassen, wenn ein von ihm gesuchter Film in einem Kino seines Vertrauens läuft. Die FBW hat auch begonnen, Bewertungen älterer Titel zu veröffentlichen, 1500 Titel sind bereits erfasst.
85 Gutachter, die von den die FBW tragenden 16 Bundesländern geschickt werden, treffen in den Gremien die Entscheidungen; Film- und Medienwissenschaftler sind darunter, Programmmacher, Medienpädagogen. »Die Gutachter sollen filmische Kompetenz und professionellen Hintergrund mitbringen, sie sollen aber nicht direkt aus der Filmwirtschaft kommen. Eine der wichtigsten Vorgaben, um die Kompetenz und Unabhängigkeit der Entscheidungen zu gewährleisten «, sagt Buchler. Und treffen die Gremien immer die richtigen Entscheidungen? Im Großen und Ganzen schon. Wenn man sich die Prädikate der letzten Monate anschaut, sind die thematisch wie ästhetisch interessanten Filme »Victoria« und die Doku »Beyond Punishment« »besonders wertvoll«. Und über Ausrutscher, sagen wir »Ostwind 2«, kann man immer trefflich streiten. Vor drei Jahren hat die in Berlin residierende Filmförderungsanstalt (FFA) das Ergebnis einer repräsentativen Befragung unter 10.000 Menschen zur Akzeptanz der FBW-Gütesiegel veröffentlicht. Danach sind vier von zehn Deutschen (42 %) die beiden Prädikate vertraut, und über einem Fünftel (22 %) ist das Prädikat Anreiz, den Film auch im Kino zu sehen. Da reibt man sich doch die Augen, wenn eine von der gleichen FFA eingesetzte Expertenkommission, die sich Gedanken zur Novellierung des Filmförderungsgesetzes (FFG) machen sollte, die Herausnahme des FBW-Prädikates »besonders wertvoll« fordert, da es »keinerlei Auswirkungen (mehr) auf das Besuchsverhalten« habe. Mit dem Prädikat konnte bislang eine Reduzierung der Eingangsschwelle für die automatische, die Referenzfilmförderung, erfolgen.
Jüngstes Kind der FBW ist die Jugend Filmjury, die in acht Städten in Deutschland arbeitet und nur aus Kindern und Jugendlichen besteht. Dahinter steckt die Idee, die auch bei Kinderfestivals praktiziert wird, dass Kinder und Jugendliche die für sie konzipierten Filme am besten selbst einschätzen können.
Rund 150 Filme sichten die Gutachter jedes Jahr. Die Sichtung erfolgt auf Einreichung, von den Gebühren trägt sich die Behörde. »Das Einreichverhalten hat sich verändert«, erzählt Buchler. Der Anteil unabhängiger Produzenten und Verleiher ist größer geworden. Über 40 Prozent der Filme kommen aus dem Arthouse-Bereich. »Für Debüt- und Studentenfilme, niedrig budgetierte Filme und Kinderfilme gibt es ermäßigte Gebührensätze.« Das Land Hessen, federführend in der Struktur der FBW als Obere Landesbehörde, hat die umfangreichen Maßnahmen der Modernisierung der FBW ermöglicht und wird die Arbeit der FBW auch in Zukunft sichern. Zu wünschen wäre, dass sich der Wert des Gütesiegels auch in der Filmförderung niederschlagen würde.
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