Kritik zu Zack and Miri make a Porno
Kevin Smith bringt in seinem neuen Film zwei bislang platonische Freunde über den Umweg von Sex vor der Kamera zusammen – und zeigt sich von Judd Apatow inspiriert, der sich seinerseits einst von ihm inspirieren ließ
Niemand außer Kevin Smith käme auf die Idee, eine Romantic Comedy mit dem Wörtchen Porno im Titel zu drehen. Romantische Komödien und Pornos befinden sich per Definition an unterschiedlichen Enden des Unterhaltungsspektrums. Auch bei Smith waren die Genres bislang sauber voneinander getrennt. Da gab es die zotigen »Jay und Silent Bob«-Filme mit ihren ans Pornografische grenzenden Dialogen und zwischendurch die gar nicht mal so uncharmanten Liebeskomödien wie »Chasing Amy« und »Jersey Girl«. »Zack and Miri make a Porno« verknüpft diese beiden Erzählmodi jetzt zu einer nicht ganz jugendfreien Paarbildungskomödie.
Mit Seth Rogen und Elizabeth Banks als Hauptdarsteller hat sich Smith dabei zwei bekannte Gesichter aus der Judd Apatow-Factory geliehen: Als Zack und Miriam sind sie seit Highschool-Zeiten beste Freunde – und chronisch pleite. Auf dem Klassentreffen ihres Highschooljahrgangs hat Zack den Geistesblitz: Sie könnten ja zusammen einen Porno drehen, um sich ihrer Finanzprobleme zu entledigen! Sex mit dem Ex ist eine bekannte Konstellation in der Romantic Comedy. Sex mit dem besten Freund vor der Kamera klingt dagegen nach klassischem Kevin Smith. Doch die Hardcoresexszene gerät unversehens zur Weichzeichner-Erotikeinlage à la David Hamilton; und plötzlich ist zwischen den besten Freunden nichts mehr wie früher.
Rogen und Banks setzen einen neuen Ton in Smiths selbstrefenziellen Mikrokosmos zwischen Comics und Videospielen. Seine Filme lieferten in den neunziger Jahren die Blaupause für ein ganzes Subgenre um postromantische Jungs-Cliquen und klebrige Sexwitzchen, das Regisseur und Produzent Judd Apatow mittlerweile im Alleingang zu bedienen scheint. »Zack and Miri« stellt nun eine Abkehr von Smiths bewährter Komödienformel dar, die sich zumeist in einer Aneinanderreihung von Schweinereien und popkulturellen Insidergags erschöpfte. Der Film lebt von einem erfrischenden Do-it-yourself-Unternehmergeist, wie er wohl auch den jungen Kevin Smith zu »Clerks«-Zeiten beflügelte. Weil Zack und Miriam die finanziellen Mittel fehlen, drehen sie nachts in dem Coffee-Shop, in dem sie tagsüber jobben – mit der Überwachungskamera ihres Bosses. Ihr erster Versuch ist, natürlich, eine Schweden-Version von Star Wars: »Star Whores«.
»Zack and Miri« erzählt ganz am Rande auch von materialistischen Zwängen und den Unbilden des Niedriglohnsektors. Pornografie bedeutet hier nicht weniger als eine denkbare unternehmerische Alternative, unabhängig von körperlicher Attraktivität. Und kein Komödiant verkörpert diese Diskrepanz in seinen Rollen momentan so offensiv wie Rogen, äußerlich eine Mischung aus weißer Wal und Teddybär. Smith beweist in »Zack and Miri« sein Fingerspitzengefühl für absurde Situationen und Dialoge, die trotz allem klingen, als würden sie auf realen Erfahrungen und nicht bloß auf Klowitzen basieren. Dass Porno-Star Katie Morgan in ihrer ersten nicht-expliziten Filmrolle zu bewundern ist, kann man als Reminiszenz an den alten Kevin Smith verstehen; so ganz kann man die Gewohnheiten eben doch nicht abstreifen.
Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns