Kritik zu Worlds Apart
Dreimal Liebe zwischen In- und Ausländern: Der griechische Regisseur Christopher Papakaliatis geht in seinem Film der Gemengelage von privat und politisch in unserer Zeit nach
In einer der kuriosen Volten, die das globalisierte Filmbusiness immer mal wieder schlägt, spielt J. K. Simmons – ein amerikanischer Schauspieler, den man aus uramerikanischen Filmen wie »Whiplash« oder »Burn After Reading« kennt – im griechischen Film »Worlds Apart« ausgerechnet einen Deutschen. Warum Regisseur Christoforos Papakaliatis für den Part keinen deutschen Schauspieler engagiert hat, wird sein Geheimnis bleiben; denn so ernsthaft sich der Oscarpreisträger Simmons auch am Englisch mit betont deutschem Akzent versucht, bleibt die Castingentscheidung doch irritierend.
Was als bloßes Detail erscheinen mag, steht beispielhaft für einen auch insgesamt unausgegorenen Film: Papakaliatis, der auch das Drehbuch verfasst hat und eine der Hauptrollen übernimmt, konstruiert in »Worlds Apart« eine jener nur ausgesprochen selten gelingenden Storys, die drei Handlungsstränge zum Preis von einem offerieren. Allzu häufig scheitern solche Episodenfilme an ihrem ambitionierten Ziel, die separierten Geschichten zu einem stimmigen Ganzen zu verbinden. Von gekonnten Beispielen wie Alejandro Iñárritus »Babel« ist »Worlds Apart« dabei meilenweit entfernt; Papakaliatis' Versuch, ein Bild des krisengeplagten Griechenland anhand dreier Athener Lovestorys zu entwerfen, endet in der Belanglosigkeit.
Nach der von Simmons mit teutonischem Pathos gesprochenen Einleitung – ein Loblied auf die unbesiegbare Macht der Liebe – erzählt Papakaliatis in der ersten Episode von einer Liebesbeziehung zwischen einer griechischen Studentin und einem syrischen Flüchtling. Der Filmemacher setzt dabei auf maximale Deutlichkeit: Natürlich studiert die junge Daphne Politik und setzt sich für Geflüchtete ein, natürlich entpuppt sich ihr verbitterter Vater als glühender Neonazi. Zwischendurch formulieren Nachrichtenfetzen ganz explizit den weltpolitischen Background aus. Besonders in dieser ersten Story wird deutlich, dass Papakaliatis mit seinem Triptychon eine lobenswerte Absicht verfolgt, dieser aber mit seiner konventionellen Erzähltechnik keinen Gefallen tut.
Im zweiten Teil beginnt der depressive Familienvater Giorgos (Papakaliatis) eine Affäre mit einer schwedischen Geschäftsfrau und erfährt dabei die dramatischen Realitäten der ökonomischen Krise seines Landes am eigenen Leib. Wieder versucht »Worlds Apart« seine ohnehin offensichtliche Message vom Politischen im Privaten in jeder einzelnen Dialogzeile zu transportieren – und sorgt damit nur für Ermüdung.
Die letzte Episode rückt schließlich Simmons als nach Griechenland emigrierten deutschen Rentner Sebastian in den Fokus, der sich in die patente Nina verliebt. Auch hier wirken die Figuren schablonenhaft, selbst Simmons' Star-Power vermag ihnen keinen Glanz zu verleihen. Trotz wohlmeinender kosmopolitischer Ausrichtung bleibt »Worlds Apart« also blass – besonders im Vergleich mit kühnen Geniestreichen des Neuen Griechischen Kinos wie »Dogtooth« oder »Attenberg«.
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